Darf der Hausarzt eigentlich Antidepressiva verschreiben? Es gibt eine kurze und lange Antwort zu dieser Frage. Die kurze ist „Ja“, die lange erfährst du hier.
Darf der Hausarzt eigentlich Antidepressiva verschreiben? Es gibt eine kurze und lange Antwort zu dieser Frage. Die kurze ist “Ja”, die lange erfährst du hier.
Dürfen Hausärzte Antidepressiva verschreiben?
Klare Frage, klare Antwort: Ja, Dein Hausarzt darf Dir Antidepressiva wie andere Medikamente verschreiben. Ob das eine gute Idee ist, ob Du überhaupt Antidepressiva benötigst und falls ja welche, und ob Dein Hausarzt das gut beurteilen kann, das steht allerdings auf einem anderen Blatt. Zum Beispiel wird Mirtazapin häufig zur Behandlung von Depressionen und Angststörungen eingesetzt, wobei es wichtig ist, die möglichen Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten zu berücksichtigen.
Genau deshalb habe ich den Artikel auch geschrieben. Um Dich vor Fehler zu bewahren, welche Dir womöglich später teuer zu stehen kommen.
In diesem Artikel erfährst Du,
wann Antidepressiva angeraten sind,
welche Wirkung Du von Antidepressiva erwarten kannst,
wie lange es dauert, bis Antidepressiva wirken,
mit welchen Nebenwirkungen Du rechnen solltest
wie lange Du Antidepressiva einnehmen solltest
und wann und wie Du Antidepressiva wieder absetzen kannst.
Über mich
Hallo,
mein Name ist Andreas und ich bin 44 Jahre alt. Ich litt jahrelang unter einer Angststörung mit Panikattacken, Depressionen und Zwangsverhalten.
Falls Du mehr über mich erfahren möchtest und was mir persönlich am meisten geholfen hat, kannst Du das hier nachlesen.
In welchen Fällen benötigst Du ein Antidepressivum?
Antidepressiva gehören zur Medikamentengruppe der Psychopharmaka und kommen zur Behandlung von Depressionen, Angststörungen und anderen psychischen Erkrankungen zum Einsatz.
Doch nicht jeder Depressive benötigt zur Therapie unbedingt ein Antidepressivum. Ausschlaggebend dafür, ob Antidepressiva indiziert (also in deinem Fall angemessen) sind, sind folgende Faktoren:
Wie lange bestehen deine Beschwerden schon?
Wie ist Dein Schweregrad deiner Erkrankung? Handelt es sich eher um eine depressive Verstimmung oder um eine leichte Depression – oder gar um eine schwere Depression mit Suizidgefahr oder häufigen depressiven Episoden?
Hast Du bereits andere Maßnahmen ausprobiert, z.B. Psychotherapie, Einnahme pflanzlicher Stimmungsaufheller etc.?
Hast Du das Gefühl, Du hältst es kaum noch aus? Ist Dein Leidensdruck so stark, dass jede Maßnahme ergriffen werden sollte?
Kommen andere Therapien, z.B. auch ein Klinikaufenthalt in Frage?
All das sind Fragen, welche Du dir stellen kannst oder welche Du mit deinem Hausarzt besprechen kannst, um eine Entscheidung zu treffen.
Welche Alternativen gibt es?
Wichtig finde ich auch, die Alternativen gut abzuwägen. Ein Klinikaufenthalt mag dir erstmal als “größeres Geschütz” vorkommen, als einfach ein Antidepressivum einzunehmen. Effektive Strategien für den Umgang mit Depressionen, wie die Vermeidung von burn-out, sind ebenfalls von großer Bedeutung. Aber was, wenn Du in 2-4 Wochen in der Klinik lernst, ohne Antidepressiva auszukommen? Das könnte Dir im Nachhinein viel Ärger beim Absetzen der Antidepressiva ersparen. Denn nicht immer lässt sich auch vorhersagen, wie lange es dauert, bis Antidepressiva wirken.
Hausärzte
Hausärzte, auch Ärzte der Allgemeinmedizin genannt, haben ein relativ breites medizinisches Wissen, denn sie sind die erste Anlaufstelle der Patienten. Sie führen die erste Untersuchung und Diagnostik durch, stellen die erste (Verdachts-)Diagnose, müssen entscheiden, ob sie den Patienten bzw.
seine Erkrankung selbst behandeln oder ob sie dem Patient zur Versorgung besser (zusätzlich) eine Überweisung zu einem Facharzt ausstellen – in deinem Falle zu einem Facharzt der Psychiatrie, insbesondere wenn der Patient an schweren, rezidivierenden oder chronifizierten Depressionen leidet und Suizidalität zeigt.
Die innere Medizin ist ein Fachgebiet, in dem sich Hausärzte typischerweise sehr gut auskennen. Die Klinische Psychologie gehört eher nicht dazu.
Viele verschreiben zu schnell
Hausärzte sind auch für die sogenannte Psychologische Erstversorgung zuständig. Dem einen Hausarzt gelingt das gut, einem anderen nicht so gut. Chronischer Stress kann das limbische System überreizen und zu Angstzuständen, depressiven Stimmungen und Motivationsverlust führen. Leider greifen viele Hausärzte meiner Erfahrung nach relativ schnell zum Rezeptblock und verschreiben Medikamente wie Antidepressiva.
Sicherlich wird diese Verhaltensweise von einigen Patienten auch noch gefördert. Dennoch: nicht immer ist eine voreilige Verordnung/Verschreibung solcher Medikamente gerechtfertigt und sinnvoll. Denn auch Antidepressiva machen in gewisser Weise abhängig.
Betroffene, die dann Probleme haben, das Medikament abzusetzen – obwohl sie es möglicherweise gar nicht benötigt hätten – sind dann die Leidtragenden.
Die Vorteile des Hausarztes liegen darin, dass man meist schnell einen Termin bekommt und dass – im Idealfall – der Hausarzt seinen Patienten kennt und dass sogar ein gewisses Vertrauensverhältnis vorliegt. Er kennt auch sonstige Medikation und Diagnosen des Patienten.
Wer verschreibt Antidepressiva sonst noch?
Die Frage „Wer darf Antidepressiva verschreiben?“ kann eigentlich relativ einfach beantwortet werden: Du kannst Antidepressiva vom Hausarzt, aber auch von jedem anderen Arzt verschreiben lassen.
Typischerweise ist es jedoch so, dass sich Betroffene vom Psychiater bzw. vom Neurologen Antidepressiva verschreiben lassen.
Was ich jedem mal raten würde, auszuprobieren
Ein persönlicher TippIch habe sehr gute Erfahrungen mit CBD-Öl gemacht. Es entspannt und beruhigt mich und hat mir sogar dabei geholfen, von meinen Antidepressiva loszukommen. Ich habe hierzu auch einen eigenen Erfahrungsbericht geschrieben, den Du hier nachlesen kannst.
Andreas
Online-Tests
Welche Wirkung kannst Du durch die Einnahme von Antidepressiva erwarten?
Antidepressiva wirken stimmungsaufhellend und angstlösend, indem sie die intrasynaptische Serotonin- und/oder Noradrenalin-Konzentration beeinflussen. Die Wirkweise und Wechselwirkungen verschiedener Antidepressivums können dabei unterschiedlich sein.
Aber:
Bis die Wirkung einsetzt, können bis zu 6 Wochen vergehen. Im positiven Falle können Patienten aber auch schon in den ersten zwei Wochen eine Verbesserung ihrer Depression und sonstiger Symptome erfahren.
Nicht alle Antidepressiva wirken bei jedem. Deswegen kann es sein, dass Du – spätestens nach Ablauf der 6 Wochen – auf ein anderes Antidepressivum wechseln musst, weil das erste bei dir nicht angeschlagen hat.
Die Folge ist, dass Du im Worst Case mehrere Antidepressiva ausprobieren musst, bis Du eines findest, das bei dir wirkt.
Antidepressiva haben gerade in den ersten Wochen teils starke Nebenwirkungen wie Müdigkeit und Erschöpfung, Übelkeit, Mundtrockenheit etc. Durch ein langsames Einschleichen mit einer geringen Startdosis kannst Du diese Nebenwirkungen verringern.
Einige Nebenwirkungen halten auch länger an (z.B. Libidoverlust, Erektionsstörungen) oder entwickeln sich erst mit der Zeit (z.B. Gewichtszunahme, erhöhte Leberwerte).
Ich möchte dir die Einnahme von Antidepressiva nicht madig machen und auch keine unnötige Angst vor Nebenwirkungen verbreiten, aber ich möchte, dass Du ein realistisches Bild davon bekommst, was Du erwarten kannst.
Wenn Du sagst Ok, hab’ ich verstanden. Aber mir geht es mit der Depression schon so dreckig, ich nehm’ die Nebenwirkungen in Kauf, Hauptsache meine Depression wird endlich besser dann bist Du sicherlich bereit dafür, Antidepressiva einzunehmen.
Wenn Du allerdings sagst Hm, das hab’ ich mir alles ein bisschen einfacher vorgestellt, ich dachte, die AD wirken viel schneller und ich wusste auch nicht um die Nebenwirkungen Bescheid. Ich glaub’ ich versuch’s doch erstmal ohne. dann kannst Du es womöglich auch nochmals ohne AD versuchen.
Berate Dich mit anderen
Wichtig: fälle deine Entscheidung bitte nicht alleine, sondern wäge sie mit deinem Partner, einem Freund und natürlich auch mit deinem Arzt ab. Ich möchte dir hier lediglich eine Entscheidungshilfe anbieten und möchte Dich nicht in eine bestimmte Richtung manipulieren.
Wie lange dauert es, bis die Wirkung einsetzt?
Wie oben bereits erwähnt. Typischerweise dauert es 2-3 Wochen, bis Du erste Besserungen merkst. Bei manchen Patienten bessert sich die Depression schon früher, bei anderen dauert es länger. Bei manchen wiederum schlägt das Antidepressivum nicht an und sie müssen ein anderes probieren.
Mit welchen Nebenwirkungen muss ich rechnen?
Die Nebenwirkungen hängen einerseits von der Menge des Wirkstoffs ab, die Du bekommst, und welches Antidepressivum es ist. Andererseits reagieren viele Menschen auch individuell, so dass bei unterschiedlichen Patienten unterschiedliche Nebenwirkungen im Vordergrund stehen.
Kurzfristige Nebenwirkungen
Im Großen und Ganzen gibt es aber dennoch viele Gemeinsamkeiten. Die häufigsten und prominentesten Nebenwirkungen von Antidepressiva sind:
Müdigkeit und Erschöpfung
Stimmungsschwankungen: z.B. auch anfängliche Verschlechterung von Depressionen inkl. erhöhter Suizidgefahr
Mundtrockenheit
Magen-Darm-Störungen: Übelkeit und Durchfall
vermehrtes Schwitzen
Schwindelgefühle
Schlafstörungen, verändertes Träumen
Störungen der Libido (beim Mann Erektionsstörungen)
Langfristige Nebenwirkungen
Viele Antidepressiva führen bei langfristiger Einnahme zu Gewichtsveränderungen, meist Gewichtszunahme. Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), aber auch SSNRI (Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer) können zu Veränderungen im QT-Intervall (im EKG) führen. Auch die Leberwerte sollten – wie bei vielen anderen Medikamenten – regelmäßig von Arzt oder Facharzt untersucht werden
Wie lange solltest Du Antidepressiva einnehmen?
Als Faustregel sagt man: solange, bis es Dir wieder richtig gut geht. Und dann noch mindestens drei Monate. Das hängt auch ein bisschen davon ab, wie lange Du es nehmen musstest, bis es dir wieder richtig gut ging. Der Wirkstoff des Antidepressivums entfaltet seine chemischen und pharmakologischen Effekte im Körper, was die Dauer der Einnahme beeinflussen kann.
Wenn Du beispielsweise 2 Jahre AD genommen hast, dann würde ich es noch ein halbes Jahr lang einnehmen, bevor Du mit dem Absetzen beginnst.
Wenn Du allerdings nur 3 Monate das AD eingenommen hast, reichen möglicherweise auch 2 Monate zusätzlich aus.
Nach diesen 2-6 Monaten kannst Du daran gehen, das Antidepressivum abzusetzen. Hier gilt die Devise: immer schön langsam. Denn wer zu schnell absetzt, riskiert einen Rückfall. Das passiert – leider – vielen Patienten in der Praxis. Ich bin selbst auch schonmal in diese Falle getappt.
Häufiger Fehler: zu früh und zu schnell absetzen
Die meisten Ärzte, das betrifft sowohl Hausärzte als auch Fachärzte (die Psychiater und Neurologen), sind sich dieser Problematik meiner Meinung nach (unverständlicherweise) oft nicht bewusst und raten zu einen zu schnellen Absetzen – das sind klare Fehlinformationen in der Beratung mit entsprechender Rückfallquote als Konsequenz, also auf Kosten der Patienten, die dann das Problem haben.
Was Du sonst noch tun kannst?
- Kümmere Dich rechtzeitig um einen Psychotherapeuten, falls das für Dich überhaupt in Frage kommt. Denn es dauert immer eine Weile, bis man einen Termin bekommt und bis man den richtigen Psychotherapeut gefunden hat.
- Besorge dir reichlich Informationen zum Thema Depressionen bzw. zu deiner konkreten psychischen Erkrankung. Schau‘ Dich ruhig hier auf meinem Blog um, an Inhalt und Themen, sprich an genügend Blogeinträgen sollte es nicht mangeln. Vermisst Du ein bestimmtes Thema, dann schreibe mir ruhig in den Kommentaren. Ich versuche, die Kommentare auf meinem Blog regelmäßig zu sichten und zu beantworten.
- Stehen bei dir andere Probleme als die Stimmung im Vordergrund. Leidest Du eher an Unruhe oder Schlafstörungen, dann sprich das bitte bei deinem Arzt an. Womöglich hat die Pharmakotherapie ein anderes Mittel, welches besser für deine Indikation passt als ein klassisches Antidepressivum. Vielleicht ein Mittel, welches Du nur bei Bedarf einnimmst (wie z.B. leichte Neuroleptika).
Fazit
Eine psychische Störung ist kein Zuckerschlecken. Dennoch ist die Spannbreite, was den Schweregrad anbetrifft, sehr hoch.
Während manche Betroffene mit ein bisschen Gesprächstherapie oder naturheilkundlichen Behandlungen schnell wieder hergestellt sind, brauchen andere Betroffene Psychopharmaka wie zum Beispiel Antidepressiva oder Neuroleptika.
Theoretisch kann der Hausarzt Antidepressiva verschreiben, wenn er sich mit der Diagnose sicher ist. Ich rate dennoch meinen Lesern, einen Termin beim Psychiater zu machen und die Frage nach einer möglichen Medikation mit diesem zu besprechen.
Beachte hierzu auch meine Hinweise dazu, wie schnell und wie gut Antidepressiva wirken, welche Nebenwirkungen zu erwarten sind, wie lange Du Antidepressiva einnehmen solltest und wann Du sie wie wieder absetzen kannst.
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Doku von Arte zum Thema Medikamentensucht
Die Dokumentarfilmerin Liz Wieskerstrauch dreht eine Reportage über Menschen mit Medikamentensucht. Sie sucht noch nach Betroffenen, die sie zwei Tage in ihrem Leben begleiten kann.
Falls du also von deinen Benzodiazepinen (oder auch anderen Psychopharmaka) nicht mehr loskommst, obwohl dein eigentliches Problem gar nicht mehr da zu sein scheint, und du Interesse hast, dass sie dich zwei Tage begleitet, dann kannst du dich bei ihr unter liz@wieskerstrauch.com melden.
Das Projekt hat nichts direkt mit mir zu tun. Aber ich helfe hier gerne bei der „Vermittlung“.
CBD: eine Alternative
Während meiner persönlichen Leidenszeit, als ich noch selbst unter Depressionen und Angststörungen gelitten hatte, probierte ich viele pflanzliche Mittel aus, um von meinen Antidepressiva loszukommen. Ob Lasea (Lavendelöl), Johanniskraut, Baldrian oder homöopathische Mittel wie Neurexan – ich hatte schon alles probiert, bis ich schließlich auf CBD-Öl gestoßen bin, was bei mir letztlich den Durchbruch gebracht hatte.
Meinen Bericht, wie ich auf CBD gestoßen bin und wie es bei mir wirkte, kannst Du hier nachlesen.
Schnelle Hilfe?
Falls du Selbstmordgedanken hast und akut Hilfe brauchst: Anlaufstellen wie die Telefonseelsorge (0800 – 111 0 111 oder 0800 – 111 0 222) sind rund um die Uhr für dich erreichbar.
Weitere Hilfsangebote findest du hier.
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