Was sind Halluzinationen, mögliche Ursachen und was tun?

Lese hier, was hinter dem faszinierenden Phänomen der Halluzinationen steckt und wie du mit betroffenen Angehörigen am besten umgehst.

Halluzinationen sind Wahrnehmung eines nicht existierenden Objekts oder Ereignisses und Sinneseindrücke, die nicht durch die Stimulation der entsprechenden Sinnesorgane verursacht werden. Man spricht auch von Sinnestäuschungen oder Wahrnehmungsstörungen. Das Wort „Halluzination“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „geistig abschweifen“. Das Gehirn der Betroffenen nimmt nicht äußere Sinnesreize auf, sondern von innen kommende Signale .

Für den Laien sind Halluzinationen bzw. Trugwahrnehmungen das Hören, Sehen, Fühlen, Riechen oder sogar Schmecken von Dingen, die nicht real sind. Am häufigsten sind akustische Halluzinationen, also Wahrnehmungen von Stimmen oder anderen Geräuschen, die keine physische Quelle haben.

Halluzinationen treten häufig bei Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen auf, z. B. bei Schizophrenie und bipolaren Störungen. Aber du musst nicht unbedingt eine psychische Erkrankung haben, um Halluzinationen zu erleben. Egal, was die Ursache für Halluzinationen ist, sie sollten ernst genommen werden.

Arten von Halluzinationen

Es gibt fünf Arten von Halluzinationen, darunter:(1)

• Auditive Halluzinationen: Geräusche oder Stimmen hören, die kein anderer hören kann (häufigste Art von Halluzinationen)
• Optische Halluzinationen: Menschen, Farben, Formen oder Gegenstände sehen, die nicht real sind (zweithäufigste Art von Halluzinationen)
• Taktile Halluzinationen: Gefühlte Empfindungen (z. B. Käfer, die unter der Haut krabbeln) oder das Gefühl, berührt zu werden, obwohl man es nicht wird
• Geruchshalluzinationen: Etwas riechen, das keine physische Quelle hat (weniger häufig als visuelle und auditive Halluzinationen)
• Geschmackshalluzinationen: Einen Geschmack im Mund haben, der keine Quelle hat (die seltenste Art von Halluzination). Geruchs- und Geschmackshalluzinationen treten häufig zusammen auf oder gehen ineinander über.(2)
• Anwesenheitshalluzinationen: Das Gefühl, dass jemand in der Nähe oder mit dir im Raum ist, obwohl niemand da ist
• Propriozeptive Halluzinationen: Das Gefühl, dass sich dein Körper bewegt oder dass deine Gliedmaßen von deinem Körper getrennt sind, obwohl nichts von beidem geschieht

Manche Betroffene haben nachts oder am Morgen Halluzinationen. Zu diesen Arten von Halluzinationen bzw. gestörten Sinneswahrnehmungen gehören:

• Hypnopompös: Halluzinationen, die auftreten, wenn du aus dem Schlaf erwachst
• Hypnagogisch: Halluzinationen, die während des Einschlafens auftreten (3)

Eine Sonderform der Halluzination bzw. Sinnestäuschung ist die musikalische Halluzinose oder musikalischer Tinnitus. Sie tritt häufiger bei Frauen und Menschen über 60 auf. Die Wahrscheinlichkeit, Musik zu hören, die nicht gespielt wird, ist bei Menschen, die allein leben oder einen Hörverlust erlitten haben, höher. Das Phänomen kann jedoch für manche Menschen weitaus komplexer sein als ein einfaches Summen oder Klingeln im Ohr.(4)

Halluzination vs. Wahnvorstellung

Eine Halluzination liegt vor, wenn deine Sinne etwas wahrnehmen, was in der Realität nicht passiert (z. B. siehst und hörst du eine Person im Raum, die nicht wirklich da ist). Eine Wahnvorstellung hingegen ist der Glaubenssatz, dass etwas passiert, für das es keine Beweise gibt (du glaubst z. B., dass die Regierung dich über deinen Fernseher kontrolliert).(5)

Symptome

Halluzinationen können je nach Art eine Reihe von Symptomen aufweisen, darunter:

• Spüren von Empfindungen im Körper (z. B. ein krabbelndes Gefühl auf der Haut oder Bewegungen)
• Geräusche hören (wie Musik, Schritte oder das Klopfen von Türen)
• Das Hören von Stimmen (das können positive oder negative Stimmen sein, z. B. eine Stimme, die dir befiehlt, dir selbst oder anderen zu schaden)
• Das Sehen von Objekten, Wesen, Mustern oder Lichtern
• Etwas riechen (kann angenehm oder unangenehm sein und in einem oder beiden Nasenflügeln auftreten)
• Etwas schmecken (oft einen metallischen Geschmack)

Beispiele für Halluzinationen (Sinnestäuschungen)

• Du siehst jemanden in deinem Schlafzimmer und hörst ihn mit dir sprechen (visuelle und auditive Halluzination)
• Du siehst blinkende Lichter außerhalb deines Fensters, aber niemand sonst sieht sie (visuelle Halluzination)(6)

Die Diagnose: Wann sind Wahrnehmungen Halluzinationen?

Nachdem du dich nach deinen Symptomen, deiner Krankengeschichte und deinen Lebensgewohnheiten erkundigt hast, wird dein Arzt oder deine Ärztin wahrscheinlich eine körperliche Untersuchung durchführen und einige Tests anordnen, um medizinische oder neurologische Ursachen sowie psychische Erkrankungen für deine Halluzinationen auszuschließen. Zu den diagnostischen Tests können gehören:

• Blutuntersuchungen, um metabolische oder toxische Ursachen auszuschließen
• Elektroenzephalogramm (EEG), um nach abnormalen elektrischen Aktivitäten in deinem Gehirn zu suchen und um zu prüfen, ob du Anfälle hast
• Magnetresonanztomographie (MRT), um nach strukturellen Problemen im Gehirn wie einem Hirntumor oder Schlaganfall zu suchen

Leider zeigen Studien, dass Menschen zu wenig über ihre Halluzinationen berichten.(7) Wenn du mit deinem Arzt sprichst, ist es wichtig, dass du ehrlich über die Dauer und Häufigkeit sowie die spezifischen Symptome deiner Halluzinationen sprichst.

Ursachen von Halluzinationen

Halluzinationen werden am häufigsten mit Schizophrenie in Verbindung gebracht, einer psychischen Erkrankung, die durch gestörte Gedanken und Verhaltensweisen gekennzeichnet ist. Sie sind aber auch ein mögliches Merkmal der bipolaren Störung.

Bei der bipolaren Störung I sind Halluzinationen sowohl bei Manie als auch bei Depression möglich. Bei Bipolar II können Halluzinationen nur während der depressiven Phase auftreten. Eine bipolare Störung, die mit Halluzinationen und/oder Wahnvorstellungen einhergeht, kann auch zur Diagnose einer bipolaren Störung mit psychotischen Merkmalen führen.(8)

Halluzinationen treten nicht nur bei psychischen Erkrankungen wie Schizophrenie und bipolarer Störung auf. Sie können auch bei den folgenden körperlichen und psychischen Erkrankungen auftreten:(9)

• Alkohol- oder Drogenkonsum und/oder -entzug
• Erkrankung des Hörnervs
• Dissoziative Identitätsstörung (DID)
• Epilepsie
• Grüner Star (Glaukom)
• Halluzinogenkonsum
• Stoffwechselkrankheiten
• Erkrankungen des Mittel- oder Innenohrs
• Migräne
• Narkolepsie
• Neurologische Störungen
• Erkrankungen des Auges
• Posttraumatische Belastungsstörung (PTSD)
• Schizoaffektive Störung
• Schlafentzug
• Schlaganfall

Behandlung

Die Behandlung von Halluzinationen hängt von der Art der Halluzination, der zugrunde liegenden Ursache und deinem allgemeinen Gesundheitszustand ab. Im Allgemeinen wird dein Arzt jedoch wahrscheinlich einen multidisziplinären Ansatz empfehlen, der Medikamente, Therapie und soziale Unterstützung umfasst.

Psychotherapie

Bei der Psychotherapie geht es darum, den Patienten neugierig auf die Details der Symptome zu machen, Psychoedukation zu betreiben, „plausible Gründe“ für die Halluzinationen zu erforschen und die Erfahrung zu normalisieren.

Selbsthilfe

Die folgenden Selbsthilfestrategien können Patienten helfen, mit auditiven Halluzinationen umzugehen:(10)

• Übung
• Mehrmaliges Summen oder Singen eines Liedes (z. B. „Happy Birthday“)
• Die Stimmen ignorieren
• Musik hören
• Lesen (vorwärts und rückwärts)
• Mit anderen reden

Medikamente

Antipsychotische Medikamente sind oft wirksam bei der Behandlung von Halluzinationen, entweder indem sie die Häufigkeit ihres Auftretens beseitigen oder verringern oder indem sie eine beruhigende Wirkung haben, die die Halluzinationen weniger beunruhigend macht.

Nuplazid (Pimavanserin) ist das erste zugelassene Medikament zur Behandlung von Halluzinationen im Zusammenhang mit Psychosen bei Parkinson.(11)

Andere Behandlungen

Die repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS), ein relativ nichtinvasives Verfahren, bei dem ein kleines magnetisches Gerät direkt auf den Schädel gesetzt wird, könnte nach ersten Erkenntnissen die Häufigkeit und den Schweregrad auditiver Halluzinationen bei einigen Menschen mit Schizophrenie verringern.(12)

Bewältigung

Ein wichtiger Aspekt bei der Unterstützung eines geliebten Menschen, der unter Halluzinationen leidet, ist es, ihm zu versichern, dass eine Behandlung möglich ist. Hier sind noch ein paar weitere praktische Schritte, mit denen du betroffenen Angehörigen helfen kannst, mit Halluzinationen umzugehen.

Achte auf die Umgebung

Die Umgebung kann eine wichtige Rolle bei Fehlwahrnehmungen und der Verschlimmerung von Halluzinationen spielen. So können zum Beispiel ein schlecht beleuchteter Raum und eine laute, chaotische Umgebung die Wahrscheinlichkeit von Halluzinationen erhöhen.

Ruhig bleiben

Obwohl es beängstigend und unangenehm sein kann, wenn ein geliebter Mensch Halluzinationen hat, ist es wichtig, dass du dein Bestes tust, um auf eine ruhige, unterstützende Weise zu reagieren. Du könntest zum Beispiel sagen: „Ich weiß, dass du Angst hast“ oder „Mach dir keine Sorgen, ich bin für dich da“.

Sorge für Ablenkung

Je nach Schwere der Halluzination können eine sanfte Berührung oder ein Streicheln helfen, de Betroffenen abzulenken und die Halluzination zu verringern. Andere mögliche Ablenkungen sind Gespräche, Musik oder ein Umzug in einen anderen Raum.

Sei ehrlich

Auch wenn du deinen Angehörigen nicht verärgern oder in einen Streit verwickeln willst, solltest du ehrlich sein und ihm versichern, dass du seine Bedenken nicht teilst. Wenn er fragt: „Hast du das gehört?“, könntest du sagen: „Ich weiß, dass du etwas gehört hast, aber ich habe es nicht gehört.“

Routinen beibehalten

Wenn du einen normalen und verlässlichen Tagesablauf beibehältst, ist es weniger wahrscheinlich, dass dein Angehöriger von der Realität abweicht und Halluzinationen hat. Führe Buch darüber, wann und unter welchen Umständen Halluzinationen auftreten.