Du möchtest Deine Antidepressiva absetzen, bist Dir aber unsicher, wie Du am besten vorgehst?
Dann ist mein Artikel genau der richtige für Dich. Das Absetzen von Antidepressiva ist – ganz generell wie das Absetzen von Psychopharmaka – nicht einfach, aber mit der richtigen Strategie durchaus machbar.
Ich habe selbst mehrmals meine Antidepressiva (Citalopram, Escitalopram und Mirtazapin) abgesetzt und dabei meine Erfahrungen gesammelt: einige meiner Erfahrungen waren negativ, andere waren positiv. Tatsächlich werden Mirtazapin und Citalopram oft zusammen verschrieben.
Deswegen möchte ich Dir von meinen Fehlern berichten, damit Du nicht die gleichen machst wie ich. Aber natürlich möchte ich Dir auch einige Tipps geben, Dir mir schließlich geholfen haben, meine Antidepressiva erfolgreich abzusetzen.
Das A und O ist hierbei ein langsames und schrittweises Ausschleichen, um Rebound-Phänomene zu vermeiden. Es geht schließlich darum, dass Du ein Absetzsyndrom und – noch wichtiger – ein Rückfall so gut wie möglich vermeidest.
Übrigens, falls es bei Dir um Mirtazapin gehen sollte… habe ich einen separaten Artikel zu Mirtazapin absetzen geschrieben.
Über mich
Hallo,
mein Name ist Andreas und ich bin 44 Jahre alt. Ich litt jahrelang unter einer Angststörung mit Panikattacken, Depressionen und Zwangsverhalten.
Falls Du mehr über mich erfahren möchtest und was mir persönlich am meisten geholfen hat, kannst Du das hier nachlesen.
Wann absetzen? Gute und schlechte Gründe …
Es gibt unzählige Gründe, Antidepressiva abzusetzen: gute sowie schlechte Gründe.
Vielleicht hast Du in letzter Zeit aufgrund der Antidepressiva stark zugenommen und möchtest deshalb zwecks Gewichtsabnahme unbedingt von den Antidepressiva „runter kommen“?
Womöglich hast Du auch Angst vor Langzeitschäden durch Citalopram. Oder Dir geht es einfach besser und Du bist der Meinung, Du brauchst keine Antidepressiva mehr?
Eventuell existiert auch der ursprüngliche Grund, warum Du mit der Einnahme von Antidepressiva begonnen hast, gar nicht mehr?
Wie auch immer Deine Motivation aussehen mag. Bevor Du Dich entscheidest, mit der Absetzung Deiner Antidepressiva zu beginnen, sollte folgende Bedingung erfüllt sein:
- Dir geht es seit einer gewissen Zeit lang sehr gut und Du hast keine Symptome einer Depression mehr – und auch keine sonstige Beschwerden, welche Dich dazu veranlassten, mit der Einnahme zu beginnen.
- Dabei gilt: je schwerer Deine Depression oder Deine Beschwerden waren und je länger sie anhielten, desto länger solltest Du auch symptomfrei gewesen sein, bevor Du mit dem Absetzen der Medikation beginnst.
- Meine persönliche Meinung: mindestens drei Monate. Falls Du länger als ein Jahr lang Antidepressiva eingenommen hast, sollte es Du noch besser mindestens 6 Monate symptomfrei sein.
Das ist natürlich nur eine Pi-Mal-Daumen-Regel und im Zweifel solltest Du mit Deinem Arzt darüber sprechen. Sowieso solltest Du Deine Absicht mit Deinem betreuenden Arzt (Psychiater) absprechen und nicht einfache ohne Arzt Deine Entscheidung treffen.
Die Dauer und Intensität Deiner Symptome hat ebenso einen Einfluss darauf, wie schnell Du die Dosis reduzieren kannst. Mehr dazu später.
Lesetipp: Wenn die Antidepressiva auf einmal nicht mehr wirken
Rückfall vs. Absetzsyndrom
Absetzsyndrom
Beim Absetzen von Antidepressiva wirst Du höchstwahrscheinlich mehr oder weniger Absetzsymptome verspüren (2). Welche genau, wie stark diese sind und wie lange die Absetzsymptome bei Antidepressiva dauern, hängt von mehreren Faktoren ab:
- Wie lange Du Antidepressiva insgesamt eingenommen hattest
- Wie hoch Deine Dosis war
- Wie schnell Du reduzierst
- Wie groß die Reduktionsschritte (einzelne Dosisreduktionen) sind
Zusätzlich gibt es einen sehr starken individuellen Faktor: manche Menschen haben kaum oder sehr wenig Absetzsymptome, obwohl sie recht schnell reduzieren. Andere wiederum leiden unter starken Nebenwirkungen vom Absetzen, obwohl sie recht langsam reduzieren.
Rückfall
Neben den kurzfristigen Absetzsymptomen besteht bei dem Absetzen von Antidepressiva aber auch immer die Gefahr eines Rückfalls.
Ein Rückfall äußert sich im Aufflammen der „alten Beschwerden“: depressive Gedanken, Ängste und Sorgen kommen zurück.
Da aber auch die Absetzsymptome solche Symptome auslösen können, stellt sich die Frage: habe ich einen Rückfall oder sind das nur Absetzsymptome?
Unterschied
Deswegen hier die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale von Rückfall und Absetzsyndrom:
- Absetzsymptome treten meist relativ rasch innerhalb von wenigen Tagen nach dem Absetzen (bzw. nach der Dosisreduktion) auf. Sie verbessern sich aber auch relativ schnell wieder. D.h. nach einem kurzen Tief geht es schnell wieder bergauf.
- Ein Rückfall tritt meistens etwas zeitverzögert ein, das kann nach zwei Wochen, nach sechs Wochen oder sogar Monate nach dem Absetzen sein. Der Beginn ist eher schleichend, dafür verschlimmern sich die Beschwerden eher anstatt sich zu bessern. Nach einem kleinen Tief kommt also evtl. ein noch größeres Tief, wenn Du nicht schnell genug dagegen angehst – z.B. indem Du die Dosis schnell wieder raufdosierst.
Was ich jedem mal raten würde, auszuprobieren
Ein persönlicher TippIch habe sehr gute Erfahrungen mit CBD-Öl gemacht. Es entspannt und beruhigt mich und hat mir sogar dabei geholfen, von meinen Antidepressiva loszukommen. Ich habe hierzu auch einen eigenen Erfahrungsbericht geschrieben, den Du hier nachlesen kannst.
Andreas
Online-Tests
Absetzen bestimmter Antidepressiva
Die in diesem Artikel genannten Tipps sind allgemeingültig für alle Antidepressiva. In der Regel brauchst du dir nicht die Infos zum Absetzen eines bestimmten Antidepressivums anzuschauen, z.B.
- Citalopram absetzen
- Escitalopram absetzen
- Fluoxetin absetzen
- Duloxetin absetzen
- Sertralin absetzen
- Bupropion absetzen
- Amitriptylin absetzen
- Mirtazapin absetzen
- Venlafaxin absetzen
- Paroxetin absetzen
- Opipramol absetzen
- Trimipramin absetzen
- Paroxetin absetzen
- Agomelatin absetzen
Welche Nebenwirkungen sind beim Absetzen von Antidepressiva möglich?
Auch wenn sich die Absetzsymptome durch ein langsames schrittweises Ausschleichen reduzieren lassen… ganz ohne kommt man leider nicht ohne sie aus. Und das ist unabhängig davon, ob es sich um das Absetzen von Selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern oder um das Absetzen einer anderen Gruppe von Antidepressiva (z.B. Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer) handelt.
Zusammengefasst bezeichnet man die Menge dieser „Nebenwirkungen“ des Absetzens auch als Absetzsyndrom. Es umfasst folgende Symptome:
- Grippeähnliche Symptome: Müdigkeit und Erschöpfung, Übelkeit, Kopfschmerzen, Benommenheit, Schüttelfrost und Gliederschmerzen
- Gastrointestinale Symptome: Übelkeit, Erbrechen, Krämpfe und Durchfall
- Übererregbarkeit des autonomen Nervensystems: Angstzustände, Reizbarkeit, Agitation, Aggression, Manien, Zuckungen
- Gleichgewichtsstörungen: Schwindel und Benommenheit
- Schlafstörungen: Schlaflosigkeit, Albträume oder verändertes lebhaftes Träumen
- Gefühlsstörungen: Brennen, Kribbeln, stromschlagähnliche oder blitzschlagähnliche Missempfindungen
Die Intensität und Dauer der Absetzsymptome kann von Mensch zu Mensch stark variieren. Dem einen macht es kaum was aus, andere finden die Symptome fast unerträglich.
Wann kann ich mit der Reduktion beginnen?
Als Faustregel gilt: Ans Ende der depressiven Episode sollte sich noch eine mindestens 6 bis 9 Monate lange Erhaltungstherapie anschließen, in der die Antidepressiva eingenommen werden.
Wie schnell kann ich reduzieren? – Rückfallrisiko minimieren
Diese Frage stellt sich (hoffentlich) jeder, der sich mit dem Absetzen beschäftigt. Hat man sich erstmal dazu entschlossen, die Antidepressiva loszuwerden, kann es meistens nicht schnell genug gehen – ein großer und häufiger Fehler, wenn die Antidepressiva abrupt abgesetzt werden.
Zwar gibt es keine so starke Antidepressiva-Abhängigkeit, wie das beispielsweise bei Benzodiazepinen der Fall ist. Dennoch sollte man das Ganze nicht auf die leichte Schulter nehmen.
Meine Antidepressiva-Absetzen Erfahrungen zeigen: die größte Gefahr liegt in dem Risiko für einen Rückfall. Manche Leute haben den Zyklus „Antidepressiva absetzen – wieder nehmen – absetzen – wieder nehmen“ schon mehrmals durchlaufen. Ich gehöre leider zu diesen „Exemplaren“, da ich zweimal unüberlegt viel zu schnell abgesetzt habe.
Die Absetzsymptome können eklig sein, aber nach ein paar Tagen sollte man hier das Gröbste überstanden haben. Die Absetzsymptome können aber auch mal 8 Wochen oder länger anhalten.
Ein Rückfall dagegen kann sich über Monate hinziehen und im schlimmsten Falle noch heftiger ausfallen als die vorige depressive Episode.
Deswegen solltest Du so langsam wie nötig reduzieren. Das bezieht sich zum einen auf die Dosisreduktionen, die nicht so groß sein sollten. Zum anderen auf die Dauer zwischen den Reduktionsschritten, die nicht zu kurz sein sollten.
Pause zwischen den Reduktionsschritten
Beachte bitte: Rückfalle können verzögert nach Wochen oder Monaten auftreten. Deswegen schlage ich vor, nach einer Dosisreduktion zunächst die akuten Absetzsyndrome abzuwarten. Sind diese abgeklungen, legst Du am besten eine Pause von mindestens 4 Wochen ein.
Beispiel:
Du reduzierst am 1. Mai von 20 mg auf 15 mg deines Wirkstoffs. Die Absetzsymptome beginnen nach drei tagen am 4. Mai und halten bis 8. Mai an. Am 9. Mai spürst Du von den Absetznebenwirkungen nichts mehr. Jetzt solltest Du – vom 9. Mai aus gerechnet – noch einen Monat pausieren.
- Stellt sich in dieser Zeit keine Verschlechterung Deiner Depression oder sonstiger Beschwerden ein, hast Du grünes Licht. Du kannst dann am 9. Juni mit der nächsten Dosisreduktion weitermachen.
- Merkst Du eine gewisse Verschlechterung Deiner Beschwerden, solltest Du zumindest weiter mit dem Absetzen pausieren, bis es Dir wieder für mindestens einen Monat lang gut ging.
Notfalls auf die vorige Dosis zurück
- Falls sich keine Verbesserung einstellt, solltest Du mit Deinem Arzt besprechen, ob Du nicht besser die vorige Dosis wieder nehmen solltest. Und dann beim nächsten Mal eine (noch) kleinere Dosisreduktion vornimmst.
Größe der Dosisreduktionen
Meiner Meinung nach solltest Du auch die Schritte der Dosisreduktion möglichst klein halten. Das erfordert auch, dass Du die Tabletten ab einem gewissen Zeitpunkt teilst oder sogar in Wasser auflöst.
- Ich würde mit einer Dosisreduktion beginnen, die maximal ein Viertel Deiner ursprünglichen Dosis ausmacht. Nimmst Du beispielsweise 20 mg, dann kannst Du versuchen, von 20 mg auf 15 mg runterzugehen.
- Falls das gut das geklappt hat, könnte der nächste Schritt von 15 mg auf 10 mg sein. Das ist bereits ein Drittel und schon ein recht großer Schritt.
- Falls die Reduktion von 20 mg auf 15 mg schon nicht ganz einfach gewesen ist, würde ich von 15 mg eher auf 12,5 mg und erst in einem weiteren Schritt auf 10 mg runtergehen.
- Irgendwann bist Du so vielleicht bei 2,5 mg angelangt, was bei Escitalopram der Hälfte einer halben 10 mg-Tablette entspricht.
Tropfenform für die letzten Schritte
Einige Antidepressiva gibt es auch in Tropfenform. Viele Psychiater wissen das noch nicht einmal, was zeigt, dass sie sich mit der Thematik des richtigen Einschleichens bzw. Ausschleichens leider gar nicht gut befassen.
Erkundige Dich also selbst und falls es Dein Antidepressivum in Tropfenform gibt, solltest Du dir es auch besorgen, so dass Du auch die letzten Schritte schön langsam und schrittweise reduzieren kannst.
Ansonsten besteht die Möglichkeit, dass Du Dein Antidepressivum selbst in Wasser auflöst und quasi Deine Tropfenform selbst herstellt. In dem Forum adfd.org.org ist die Wasserlösemethode sehr gut beschrieben: https://www.adfd.org/austausch/viewtopic.php?t=10923
Natürliche Antidepressiva als Ersatz
Vielleicht fühlst Du Dich sicherer, wenn Du parallel zu dem Ausschleichen des Antidepressivums ein pflanzliches Antidepressivum einschleichst. Johanniskraut eignet sich wegen der starken Wechselwirkungen nicht so gut, obwohl es ansonsten ein gutes natürliches Antidepressivum ist.
Ich persönlich habe sehr gute Erfahrungen mit CBD-Öl gemacht, die ich meinem Erfahrungsbericht hier beschrieben habe. Auch 5-htp und Sam-e sind gute Optionen. Weitere Möglichkeiten findest Du in meinem Artikel über pflanzliche Stimmungsaufheller.
Vielleicht sind auch meine 21 Tipps gegen Depressionen für Dich hilfreich.
Antidepressiva Absetzen: Erfahrungen und Fazit
Es gibt viele gute Gründe, Antidepressiva abzusetzen. Wichtig ist, dass Du keine spontanen Entscheidungen triffst und dass Du Dir Deine Entscheidung zum Absetzen reiflich und gut überlegt hast.
Durch ein langsames und schrittweises Ausschleichen kannst Du schließlich die Intensität des Absetzsyndroms und das Risiko für einen Rückfall sehr gut minimieren.
Scheue Dich jedoch im Falles eines drohenden Rückfalls nicht, das Absetzen zu pausieren oder notfalls wieder auf die vorige Dosis zurückzugehen. Das solltest Du auch nicht als „Versagen“ ansehen, sondern ganz einfach nur als eine kluge Entscheidung.
Viel Erfolg beim Ausschleichen und Absetzen!
Buchempfehlung: Möchtest du noch mehr Infos zum richtigen und erfolgreichen Absetzen von Antidepressiva, kann ich dir dieses Buch von Peter Lehmann empfehlen.
Quellen:
- https://www.verywellmind.com/tips-to-reduce-antidepressant-withdrawal-symptoms-1066835
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5449237/
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6342590/
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6637660/
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Doku von Arte zum Thema Medikamentensucht
Die Dokumentarfilmerin Liz Wieskerstrauch dreht eine Reportage über Menschen mit Medikamentensucht. Sie sucht noch nach Betroffenen, die sie zwei Tage in ihrem Leben begleiten kann.
Falls du also von deinen Benzodiazepinen (oder auch anderen Psychopharmaka) nicht mehr loskommst, obwohl dein eigentliches Problem gar nicht mehr da zu sein scheint, und du Interesse hast, dass sie dich zwei Tage begleitet, dann kannst du dich bei ihr unter liz@wieskerstrauch.com melden.
Das Projekt hat nichts direkt mit mir zu tun. Aber ich helfe hier gerne bei der „Vermittlung“.
CBD: eine Alternative
Während meiner persönlichen Leidenszeit, als ich noch selbst unter Depressionen und Angststörungen gelitten hatte, probierte ich viele pflanzliche Mittel aus, um von meinen Antidepressiva loszukommen. Ob Lasea (Lavendelöl), Johanniskraut, Baldrian oder homöopathische Mittel wie Neurexan – ich hatte schon alles probiert, bis ich schließlich auf CBD-Öl gestoßen bin, was bei mir letztlich den Durchbruch gebracht hatte.
Meinen Bericht, wie ich auf CBD gestoßen bin und wie es bei mir wirkte, kannst Du hier nachlesen.
Schnelle Hilfe?
Falls du Selbstmordgedanken hast und akut Hilfe brauchst: Anlaufstellen wie die Telefonseelsorge (0800 – 111 0 111 oder 0800 – 111 0 222) sind rund um die Uhr für dich erreichbar.
Weitere Hilfsangebote findest du hier.
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