Der ICD-Code bezeichnet mit dem Kürzel F42.2 Zwangsstörungen, die sowohl mit Zwangsgedanken als auch Zwangshandlungen einhergehen.
Bei der Diagnostik von Zwangsstörungen unterscheidet man Zwangshandlungen (auch Zwangsrituale genannt) und Zwangsgedanken (im Sinne von Vorstellungen). Liegen bei den Patienten beide Kennzeichen vor, dann vergeben Ärzte in der ICD-10-Klassifikation das Kürzel F42.2.
- Der Buchstabe F steht im ICD 10-Code für das Kapitel aller psychischen und Verhaltensstörungen.
- Die Folge F42 ist im ICD-Code die Oberkategorie für die Gruppe aller möglichen Zwangsstörungen.
- Die Ziffer 2 hinter dem Punkt entspricht im ICD-Code somit der Unterkategorie mit der Bedeutung „gemischt“.
Im Englischen hat sich übrigens der Begriff obsessive compulsive disorder (OCD) etabliert, wobei das Wort obsessions den Zwangsgedanken entspricht und compulsions den Zwangshandlungen.
In diesem Artikel erfährst du,
- was eine gemischte Zwangsstörung ist,
- wie sie sich äußert,
- welche Ursachen dafür in Frage kommen,
- wie sie diagnostiziert wird,
- welche Verhaltensstörungen bei Kindern auftreten,
- und natürlich welche Therapien möglich und effizient sind.
Über mich
Hallo,
mein Name ist Andreas und ich bin 44 Jahre alt. Ich litt jahrelang unter einer Angststörung mit Panikattacken, Depressionen und Zwangsverhalten.
Falls Du mehr über mich erfahren möchtest und was mir persönlich am meisten geholfen hat, kannst Du das hier nachlesen.
Was ist eine Zwangsstörung?
Zwangsstörungen (OCD) sind eine chronische psychische Erkrankung, die mit Zwangsvorstellungen (Grübelzwang), Zwangshandlungen oder beidem einhergeht. In den Vereinigten Staaten leiden laut der American Psychiatric Association etwa 2 bis 3 Prozent der Menschen an dieser Krankheit.
Ein Patient mit einer Zwangsstörung leidet in der Regel unter Obsessionen, d. h. unter sich wiederholenden unerwünschten Gedanken, die einen extremen Drang auslösen, ein bestimmtes Verhalten zu wiederholen. Diesen Drang oder Zwang leben sie dann aus, um den zwanghaften Gedanken zu lindern.
Beispiele
Viele Menschen überprüfen doppelt, ob sie die Haustür abgeschlossen oder den Herd ausgeschaltet haben. Es ist auch sehr verbreitet, einen Aberglauben zu haben, wie auf Holz zu klopfen oder das Trikot der eigenen Mannschaft zu tragen, wenn sie spielt. Diese Gewohnheiten helfen dir vielleicht, dich sicherer zu fühlen, aber sie deuten nicht automatisch auf eine Zwangsstörung hin.
Für Menschen, die mit einer Zwangsstörung leben, sind diese Rituale keine Frage der persönlichen Entscheidung. Vielmehr erschweren und stören sie das tägliche Leben. Viele Menschen mit Zwangsstörungen erkennen, dass die Gedanken und Überzeugungen, die ihren Zwängen zugrunde liegen, unlogisch oder zumindest sehr unwahrscheinlich sind. Trotzdem handeln sie nach ihnen, um:
- den durch aufdringliche Zwangsgedanken verursachten Kummer zu lindern
- zu verhindern, dass eine hartnäckige Angst oder Furcht zur Realität wird
Die Sprache ist wichtig
Du hörst vielleicht jemanden sagen: „Ich bin so zwanghaft“, weil er die Gegenstände auf seinem Schreibtisch auf eine bestimmte Weise anordnet oder das Geschirr nach jeder Mahlzeit sofort abwäscht und wegräumt.
Aber eine Zwangsstörung ist viel mehr als eine persönliche Vorliebe für Sauberkeit oder Ordnung. Die Symptome der Zwangsstörung nehmen einen großen Teil des Tages in Anspruch und stören die regelmäßigen Aktivitäten der betroffenen Patienten. Außerdem verursachen sie Stress – Menschen mit Zwangsstörungen wissen oft, dass die Zwänge und Obsessionen nicht in der Realität begründet sind, aber sie fühlen sich trotzdem gezwungen, ihnen nachzugehen.
Wenn eine Person den Begriff „Zwangsstörung“ beiläufig verwendet, um Gewohnheiten oder Verhaltensweisen zu beschreiben, zu denen sie sich entschlossen hat, kann das die Ernsthaftigkeit der Zwangsstörung herunterspielen, ganz zu schweigen von dem Leid, das Menschen mit dieser Krankheit erfahren.
Symptome
Bei Zwangsstörungen gibt es zwei Arten von Symptomen: Zwangsvorstellungen und Zwangshandlungen (Zwängen). Viele Menschen, die mit einer Zwangsstörung leben, leiden sowohl unter Zwangsvorstellungen als auch unter Zwängen, aber manche Menschen erleben nur das eine oder das andere. Wer die Diagnose F42.2 erhalten hat, bei dem liegen wohl beide „Seiten“ vor.
Diese Symptome sind nicht nur flüchtig oder kurzlebig. Selbst mildere Symptome können mindestens eine Stunde pro Tag in Anspruch nehmen und deine täglichen Aktivitäten erheblich beeinträchtigen.
Enorme Belastungs-Situation im Alltag
Zwangsvorstellungen oder Zwangshandlungen können deine Fähigkeit beeinträchtigen, in der Schule aufzupassen oder Aufgaben bei der Arbeit zu erledigen. Sie können dich sogar davon abhalten, zur Schule oder zur Arbeit zu gehen oder irgendwo anders hinzugehen.
Du weißt vielleicht, dass die Zwangsgedanken nicht wahr sind, oder dass die zwanghaften Verhaltensweisen nichts bewirken, um sie zu verhindern. Trotzdem fühlen sie sich oft unkontrollierbar an und du hast das Gefühle, deine Zwangsgedanken nicht stoppen zu können.
Zwangsvorstellungen
Der Inhalt von Zwangsgedanken kann sehr unterschiedlich sein, aber ein paar häufige Themen sind:
- Sorgen über Keime, Schmutz oder Krankheiten
- Ängste, sich selbst oder jemand anderem zu schaden
- Ängste, etwas Beleidigendes oder Obszönes zu sagen
- das Bedürfnis, deine Besitztümer auszurichten, zu ordnen oder symmetrisch zu halten
- Explizite sexuelle oder gewalttätige Gedanken
- Ängste, Dinge wegzuwerfen
- das Infragestellen deiner sexuellen Wünsche oder deiner sexuellen Orientierung
- Sorgen um die Gesundheit und Sicherheit von dir oder deinen Angehörigen
- aufdringliche Bilder, Worte oder Geräusche
Diese unerwünschten und aufdringlichen Gedanken kehren immer wieder, egal wie sehr du versuchst, sie zu ignorieren oder zu unterdrücken. Ihre Hartnäckigkeit kann zu einer noch stärkeren Überzeugung führen, dass sie wahr sein oder wahr werden könnten, wenn du nichts dagegen unternimmst.
Zwangshandlungen (Zwänge)
Einige Ideen oder Beispiele für zwanghafte Verhaltensweisen bei Zwangsstörungen sind folgende:
- Hände, Gegenstände oder den Körper zu waschen
- Gegenstände auf eine bestimmte Art und Weise zu ordnen oder auszurichten
- Zählen oder Wiederholen von bestimmten Sätzen
- etwas eine bestimmte Anzahl von Malen berühren
- Bestätigungen von anderen suchen
- Bestimmte Gegenstände sammeln oder mehrere Exemplare desselben Gegenstands kaufen
- Verstecken von Gegenständen, mit denen du dich selbst oder jemand anderen verletzen könntest
- Du gehst deine Handlungen im Geiste durch, um sicherzugehen, dass du niemandem Schaden zugefügt hast.
Das Zusammenspiel von Zwangsgedanken und -Handlungen
Du kannst dir Zwänge (Handlungen) als eine Reaktion auf einen Zwangsgedanken (Obsession) vorstellen. Sobald eine Obsession auftaucht, fühlst du dich vielleicht gezwungen, etwas zu unternehmen, um die Angst und den Kummer zu lindern, den sie verursacht, oder um zu verhindern, dass der zwanghafte Gedanke wahr wird.
Vielleicht hast du sogar das Bedürfnis, diese Handlungen (Leistungen) eine bestimmte Anzahl von Malen zu wiederholen, oder bis alles „richtig“ erscheint. Wenn du während des Rituals einen Fehler machst, hast du vielleicht das Gefühl, dass es nicht funktioniert, wenn du nicht von vorne anfängst und es perfekt zu Ende bringst.
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Andreas
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Was verursacht Zwangsstörungen?
Experten wissen nicht genau, was eine Zwangsstörung verursacht, aber eine familiäre Vorbelastung kann als mögliche Ursache eine große Rolle spielen. Wenn du ein enges Familienmitglied mit einer Zwangsstörung hast, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass auch du an der Krankheit leidest.
Laut dem National Institute of Mental Health werden auch eine unregelmäßige Entwicklung und Beeinträchtigungen in bestimmten Bereichen des Gehirns mit der Erkrankung in Verbindung gebracht. Einiges deutet darauf hin, dass die Zwangsstörung zum Teil damit zusammenhängt, wie dein Gehirn auf Serotonin reagiert. Serotonin ist ein Neurotransmitter, der dabei hilft, die Stimmung und den Schlaf zu regulieren, und der viele andere wichtige Funktionen in deinem Körper hat.
Risikofaktoren für Zwangsstörungen
Wenn du genetisch bedingt ein höheres Risiko hast, eine Zwangsstörung zu entwickeln, können auch andere Faktoren deine Chancen erhöhen, die Krankheit zu entwickeln.
Dazu gehören:
- Stress oder Trauma. Erheblicher Stress zu Hause, in der Schule, bei der Arbeit oder in persönlichen Beziehungen kann dein Risiko erhöhen, eine Zwangsstörung zu entwickeln oder bestehende Symptome zu verschlimmern.
- Die Persönlichkeit. Bestimmte Persönlichkeitsmerkmale, wie z. B. Schwierigkeiten, mit Unsicherheiten umzugehen, ein erhöhtes Verantwortungsgefühl oder Perfektionismus, können die Entstehung einer Zwangsstörung begünstigen. Es ist jedoch umstritten, ob es sich dabei um festgelegte Eigenschaften oder um flexible, erlernte Reaktionen handelt, die sich ändern können.
- Missbrauch in der Kindheit. Kinder, die in ihrer Kindheit missbraucht wurden oder andere traumatische Erfahrungen gemacht haben, wie Mobbing oder schwere Vernachlässigung, haben ein höheres Risiko, die Krankheit zu entwickeln.
- Akute neuropsychiatrische Symptome in der Kindheit (CANS). Bei manchen Kindern beginnt die Zwangsstörung plötzlich nach einer Infektion. Nach einer Streptokokkeninfektion ist dieses Syndrom als PANDAS bekannt, was für pediatric autoimmune neuropsychiatric disorders associated with streptococcus steht. Aber auch andere Infektionen oder Krankheiten können Symptome verursachen.
- Traumatische Hirnverletzung. Laut einer Studie aus dem Jahr 2021 können die Symptome der Zwangsstörung zum ersten Mal nach einer Kopfverletzung auftreten.
Bedenke aber, dass es möglich ist, neben anderen Risikofaktoren auch eine familiäre Vorbelastung mit Zwangsstörungen zu haben und trotzdem nicht selbst daran zu erkranken. Außerdem können auch Menschen ohne bekannte Risikofaktoren eine Zwangsstörung haben.
Co-Erkrankungen
Zwangsstörungen treten oft zusammen mit anderen psychischen Erkrankungen auf, z. B:
- Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS)
- Tourette-Syndrom
- schwere depressive Störung
- Soziale Angststörung
- Essstörungen
Tatsächlich haben etwa 90 Prozent der Menschen, die mit einer Zwangsstörung leben, eine andere psychische Erkrankung, wobei Angstzustände am häufigsten sind. Eine dieser Erkrankungen zu haben, bedeutet aber nicht automatisch, dass du mit höherer Wahrscheinlichkeit an einer Zwangsstörung leidest.
Diagnose Zwangsstörung
Wenn du unter Zwängen leidest, kann dir ein Facharzt für Psychiatrie, also ein Psychiater, dabei helfen, eine Diagnose zu stellen und die besten Behandlungsmöglichkeiten zu finden.
Die ersten Symptome einer Zwangsstörung treten bei etwa der Hälfte der Betroffenen in der Kindheit auf. Da die Symptome oft allmählich auftreten, sind sie vielleicht nicht sofort spürbar. Tatsächlich leben viele Menschen jahrelang mit der Krankheit, bevor sie Hilfe suchen.
Es kann sich schwierig anfühlen, über Zwangssymptome zu sprechen, vor allem, wenn du es bereits versucht hast und abgewiesen wurdest.
Vielleicht hast du einen zwanghaften Gedanken mit einem Elternteil geteilt. Sie haben gelacht, dich umarmt und gesagt: „Mach dir keine Sorgen, das wird nicht passieren. Aber ihre liebevolle Ablehnung half nicht, den Gedanken zu lindern.
Oder vielleicht hast du versucht, einem Kollegen, der sich häufig Büromaterial ausleiht, zu erklären, dass du die Gegenstände auf deinem Schreibtisch in einer bestimmten Reihenfolge aufstellen musst. Als sie einen Hefter in die Hand nahmen, um ihn auszuleihen, und ihn an den falschen Platz zurückstellten, fühltest du dich sehr unwohl, bis du ihn wieder an seinen Platz gestellt hast. Später hast du gehört, wie sie im Flur mit jemandem darüber gesprochen haben, wie „seltsam“ du bist.
Anamnese
Eine Psychiater oder ein Psychotherapeut wird dich nicht auslachen oder verurteilen – er/sie wird sich deine Symptome mitfühlend anhören und dir helfen, sie zu bewältigen.
Zunächst wird er dir Fragen zu deinen Zwangsvorstellungen und Zwängen stellen, z. B:
- wie viel Zeit sie jeden Tag in Anspruch nehmen
- was du versuchst, um sie zu ignorieren oder zu unterdrücken
- ob du die mit der Zwangsstörung verbundenen Überzeugungen für wahr hältst
- welche Auswirkungen die Zwangsvorstellungen und Zwänge auf deine Beziehungen und dein tägliches Leben haben
Sie werden dich auch nach den Medikamenten fragen, die du einnimmst, und nach anderen psychischen oder medizinischen Symptomen, die du hast, um Nebenwirkungen von Medikamenten oder andere Erkrankungen auszuschließen.
Differentialdiagnosen
Auch bei anderen psychischen Erkrankungen können Symptome auftreten, die einer Zwangsstörung ähneln:
- Die körperdysmorphe Störung kann fixierte Gedanken oder sich wiederholende Verhaltensweisen beinhalten, die sich auf dein körperliches Aussehen beziehen.
- Trichotillomanie beinhaltet den ständigen Drang, sich die eigenen Haare auszureißen.
- Bei Depressionen können sich unerwünschte Gedanken in einer Schleife drehen, aber diese Gedanken führen in der Regel nicht zu zwanghaftem Verhalten.
- Bei der Hortungsstörung werden übermäßig viele nicht benötigte Gegenstände gesammelt und es fällt schwer, Dinge wegzuwerfen, aber diese Besitztümer lösen keinen Stress aus. Menschen mit einer Zwangsstörung sammeln oder bewahren Gegenstände nur aus dem Zwang heraus auf, ein Set zu vervollständigen, oder weil sie glauben, dass es ihnen schaden könnte, wenn sie diese Gegenstände nicht aufbewahren.
- Die generalisierte Angststörung geht mit häufigen und anhaltenden Ängsten einher. Diese Sorgen beziehen sich jedoch oft auf das tägliche Leben. Sie können zwar dazu führen, dass du bestimmte Menschen oder Situationen meidest, aber sie führen in der Regel nicht zu zwanghaften Handlungen.
- Tics, also plötzliche, sich wiederholende Bewegungen, können bei einer Zwangsstörung auftreten. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Menschen mit Zwangsstörungen auch eine Tic-Störung wie das Tourette-Syndrom haben. Du kannst aber auch eine Ticstörung haben, ohne an einer Zwangsstörung zu leiden.
Ein Psychiater wird alle gesammelten Informationen nutzen, um festzustellen, ob die Zwangsstörung die genaueste Diagnose ist, und bei Bedarf andere Diagnosen prüfen.
Welche Behandlung ist möglich?
Der Kontakt zu einem Therapeuten, der Erfahrung in der Behandlung von Zwangsstörungen hat, ist ein guter erster Schritt, um hilfreiche Behandlungsmöglichkeiten zu erkunden.
In der Regel umfasst die Behandlung einer Zwangsstörung sowohl eine Psychotherapie als auch Medikamente.
Medikation
Einige verschiedene Psychopharmaka können helfen, die Zwangssymptome zu lindern.
Ein Psychiater oder ein anderer verschreibender Arzt kann folgendes verschreiben verschreiben:
- Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs) wie Fluoxetin (Prozac) oder Sertralin (Zoloft)
- das trizyklische Antidepressivum Clomipramin (Anafranil), obwohl dieses Medikament in der Regel nicht als Erstbehandlung verschrieben wird
- Antipsychotika wie Aripiprazol (Abilify) oder Risperidon (Risperdal), die die Wirkung von SSRIs verstärken können
- Memantin (Namenda), ein NMDA-Rezeptor-Antagonist, der auch die Wirkung von SSRIs verstärken kann
Es kann manchmal 8 bis 12 Wochen dauern, bis SSRIs ihre Wirkung entfalten. Nimm deine Medikamente also weiterhin wie vorgeschrieben ein, auch wenn du nicht sofort eine Verbesserung bemerkst.
Einige Nebenwirkungen sind möglich, deshalb solltest du deinen Arzt oder Apotheker immer über alle unerwünschten Symptome informieren, die du während der Einnahme der Medikamente verspürst. Wenn diese Nebenwirkungen den Nutzen des Medikaments überwiegen, kann dein Psychiater einen anderen Behandlungsansatz empfehlen.
Psychotherapie
Psychiatrie-Erfahrene empfehlen in der Regel eine Therapie als Teil eines kombinierten Behandlungsansatzes.
Medikamente können oft helfen, die Symptome zu lindern, aber durch die Zusammenarbeit mit einem Therapeuten kannst du auch folgendes lernen:
- Werkzeuge zur Bewältigung unerwünschter Gedanken und zur Änderung nicht hilfreicher Verhaltensmuster
- Strategien zur Verbesserung der Entspannung und zur Bewältigung von emotionalem Stress
Zu den empfohlenen Therapieansätzen bei Zwangsstörungen gehören:
- Kognitive Verhaltenstherapie (KVT). Die KVT kann dir helfen, unerwünschte oder negative Gedanken- und Verhaltensmuster zu erkennen und zu verändern.
- Expositions- und Reaktionsprävention (ERP), besser bekannt als Konfrontationstherapie. Dies ist eine Form der KVT, bei der du dich schrittweise gefürchteten Situationen oder den Sorgen, die den Zwängen zugrunde liegen, aussetzt. Das Ziel der ERP ist es, zu lernen, mit dem Widerstand und dem Leid, das die Zwänge verursachen, umzugehen, ohne zwanghaftes Verhalten an den Tag zu legen.
- Achtsamkeitsbasierte kognitive Therapie. Dabei geht es darum, Achtsamkeitsfähigkeiten zu erlernen, um mit dem durch Zwangsgedanken ausgelösten Stress umzugehen.
Du weißt nicht, wie du die Suche nach einem Therapeuten beginnen sollst? Mein Artikel zur Suche nach einem Psychotherapeuten kann dir helfen.
Andere Ansätze
In begrenztem Umfang gibt es auch Belege für die Anwendung von Hirnstimulation bei Zwangsstörungen.
- Tiefe Hirnstimulation. Dabei werden über eine dünne Elektrode elektrische Impulse direkt in die Bereiche des Gehirns geleitet, die mit der Zwangsstörung in Verbindung stehen. Dieses Verfahren erfordert einen chirurgischen Eingriff, daher wird dein Arzt es wahrscheinlich nur bei sehr schweren Symptomen empfehlen, die sich durch andere Behandlungen nicht bessern.
- Transkranielle Magnetstimulation (TMS). Bei der TMS werden magnetische Impulse über eine Magnetspule in dein Gehirn geleitet. Experten gehen davon aus, dass die magnetischen Impulse die OCD-Symptome lindern, indem sie die damit verbundenen Bereiche des Gehirns stimulieren. Dieses nicht-invasive Verfahren erfordert keinen chirurgischen Eingriff und wird oft zusammen mit Medikamenten und Therapien eingesetzt.
Arten von Zwangsstörungen
Es gibt keine offizielle Klassifizierung der verschiedenen Arten von Zwangsstörungen, aber Experten unterteilen die Symptome üblicherweise in verschiedene Untertypen:
- Verunreinigung und Reinigung
- Angst vor Schaden und Kontrolle
- Symmetrie, Perfektionismus und Ordnung
- aufdringliche sexuelle, gewalttätige oder andere Tabu-Gedanken
- Sammeln oder Horten
Deine Symptome können hauptsächlich einem dieser Subtypen zugeordnet werden oder in mehrere Kategorien fallen. Die Tatsache, dass sich die Symptome oft nicht in eine Kategorie einordnen lassen, erklärt vielleicht, warum diese Untertypen inoffiziell bleiben.
Dies sind auch nicht die einzigen vorgeschlagenen Untertypen der Zwangsstörung. Andere inoffizielle „Typen“ der Zwangsstörung sind:
- Die Skrupellosigkeit oder religiöse Zwangsstörung umfasst Zwangsvorstellungen und Zwänge, die sich auf religiöse Überzeugungen beziehen. Wenn du einen Gedanken hast, den du für gotteslästerlich hältst, fühlst du dich vielleicht gezwungen, eine bestimmte Anzahl von Gebeten zu sprechen, bis zu einer bestimmten Zahl zu zählen oder verschiedene Gegenstände zu berühren, um ihn auszulöschen.
- Eine Beziehungs-OCD beinhaltet häufige Zweifel, Fragen und aufdringliche Gedanken über deine Beziehung.
- Reine O (Obsession) beinhaltet sexuelle, religiöse oder gewalttätige aufdringliche Gedanken und Obsessionen, aber keine offensichtlichen Zwänge. Bei der reinen Zwangsstörung können auch Zwänge auftreten, nur dass sie in Form von geistigen Ritualen und nicht in Form von körperlichen Handlungen ablaufen.
Zwangsstörungen bei Kindern
Auch hier gilt, dass etwa die Hälfte der Menschen mit Zwangsstörungen ihre ersten Symptome in der Kindheit bemerken.
Kinder zeigen die Symptome einer Zwangsstörung nicht immer auf die gleiche Weise wie Erwachsene. Zum Beispiel:
- Sie merken vielleicht nicht, dass ihre Zwangsvorstellungen oder Zwänge exzessiv sind.
- Sie glauben vielleicht, dass jeder ähnliche Gedanken und Zwänge hat.
- Die Zwänge scheinen weniger offensichtlich zu sein. Bestimmte Denkmuster, wie z. B. magisches Denken oder die Angst, dass geliebten Menschen etwas Schlimmes zustößt, können auch als typischer Teil der kindlichen Entwicklung erscheinen.
- Laut einer Studie aus dem Jahr 2014 entwickeln sich Tics häufiger bei einer Zwangsstörung im Kindesalter.
- Sie weisen häufiger Symptome aus mehreren Kategorien auf.
Die Behandlung von Kindern umfasst in der Regel eine Therapie, Medikamente oder beides, genau wie bei Erwachsenen.
Wenn du glaubst, dass dein Kind an einer Zwangsstörung leiden könnte, ist es ratsam, sich an einen Therapeuten zu wenden, der auf die Arbeit mit Kindern spezialisiert ist.
OCPD vs. OCD – Zwangsstörungen vs. Zwangspersönlichkeitsstörungen
Trotz der Ähnlichkeit ihrer Namen sind Zwangsstörungen und Zwangspersönlichkeitsstörungen (OCPD) völlig unterschiedliche Erkrankungen.
Patienten mit einer OCPD, also mit einer Zwangspersönlichkeitsstörung, sind durch ein extremes Bedürfnis nach Ordnung, Perfektion und Kontrolle gekennzeichnet, auch in Beziehungen. Es handelt sich dabei nicht um Zwänge oder Obsessionen.
Zu den wichtigsten Symptomen der OCPD gehören:
- die Beschäftigung mit Details, Ordnung, Regeln und Zeitplänen
- Perfektionismus, der die Erledigung von Aufgaben oder Aufträgen behindert
- so viel Zeit mit der Arbeit verbringen, dass keine Zeit für persönliche Interessen oder Beziehungen bleibt
- eine unflexible oder übermäßig gewissenhafte Haltung gegenüber ethischen oder moralischen Belangen
- extreme Schwierigkeiten beim Wegwerfen von Gegenständen
- Schwierigkeiten, Verantwortung zu delegieren oder mit anderen zusammenzuarbeiten
- eine Tendenz, Geldausgaben zu vermeiden, wann immer es möglich ist
- eine starre oder starrköpfige Haltung
Weniger Leidensdruck bei OCPD
Bei Persönlichkeitsstörungen wie OCPD handelt es sich um festgefahrene, hartnäckige Züge, die Beziehungen und das Alltagsleben stören können. Menschen, die mit einer Persönlichkeitsstörung leben, erkennen diese Eigenschaften oft nicht als problematisch an, sondern akzeptieren sie einfach als Teil ihrer Persönlichkeit.
Im Vergleich zu Menschen mit anderen Persönlichkeitsstörungen suchen Menschen mit OCPD jedoch eher eine Behandlung auf. Im Vergleich zu anderen Persönlichkeitsstörungen kann die OCPD oft effektiver behandelt werden.
Menschen mit einer Zwangsstörung hingegen suchen vielleicht eher Hilfe, weil ihre Symptome ihnen Kummer bereiten.
Es ist natürlich möglich, an beiden Störungen zu leiden, aber ein Psychologe wird sie getrennt diagnostizieren. OCPD kann auch verschiedene Behandlungsansätze beinhalten, darunter eine psychodynamische Therapie.
Ein Leben mit Zwangsstörungen
Es gibt zwar keine Heilung für Zwangsstörungen, aber eine professionelle Behandlung und eine Reihe von Bewältigungsstrategien können dir helfen, mit deinen Symptomen umzugehen und ihre Auswirkungen auf dein tägliches Leben zu minimieren oder sogar zu beseitigen.
Die Hilfe eines Therapeuten oder einer Therapeutin, der/die Erfahrung in der Behandlung von Zwangsstörungen hat, kann viel dazu beitragen, deine Stressgefühle zu lindern und deine Lebensqualität insgesamt zu verbessern.
Mit professioneller Unterstützung ist es oft möglich, neue Strategien zu erlernen, um mit den Zwangssymptomen umzugehen und unerwünschte Gedankenmuster zu überwinden. Therapeuten können auch andere hilfreiche Bewältigungsstrategien vermitteln, z. B:
- Atemübungen
- Meditation und Achtsamkeitstechniken
- Schaffung einer Selbstfürsorgeroutine
- Sich geliebten Menschen gegenüber öffnen
Es kann sich schwierig anfühlen, mit den Menschen in deinem Leben über deine Zwangsstörung zu sprechen, und es gibt keine Vorschrift, die besagt, dass du deine Diagnose mitteilen musst, bis du dich dazu bereit fühlst. Wenn du dich isolierst, macht das die Sache aber nur noch schlimmer.
Wenn du dich an deine Familie, Freunde und andere nahestehende Personen wendest, kannst du leichter emotionale und andere Unterstützung bekommen, die du vielleicht brauchst – was wiederum zu einem besseren Wohlbefinden führen kann.
Der Beitritt zu einer OCD-Selbsthilfegruppe kann eine weitere gute Möglichkeit sein, mit Menschen in Kontakt zu treten, die verstehen, was du durchmachst.
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Doku von Arte zum Thema Medikamentensucht
Die Dokumentarfilmerin Liz Wieskerstrauch dreht eine Reportage über Menschen mit Medikamentensucht. Sie sucht noch nach Betroffenen, die sie zwei Tage in ihrem Leben begleiten kann.
Falls du also von deinen Benzodiazepinen (oder auch anderen Psychopharmaka) nicht mehr loskommst, obwohl dein eigentliches Problem gar nicht mehr da zu sein scheint, und du Interesse hast, dass sie dich zwei Tage begleitet, dann kannst du dich bei ihr unter liz@wieskerstrauch.com melden.
Das Projekt hat nichts direkt mit mir zu tun. Aber ich helfe hier gerne bei der „Vermittlung“.
CBD: eine Alternative
Während meiner persönlichen Leidenszeit, als ich noch selbst unter Depressionen und Angststörungen gelitten hatte, probierte ich viele pflanzliche Mittel aus, um von meinen Antidepressiva loszukommen. Ob Lasea (Lavendelöl), Johanniskraut, Baldrian oder homöopathische Mittel wie Neurexan – ich hatte schon alles probiert, bis ich schließlich auf CBD-Öl gestoßen bin, was bei mir letztlich den Durchbruch gebracht hatte.
Meinen Bericht, wie ich auf CBD gestoßen bin und wie es bei mir wirkte, kannst Du hier nachlesen.
Schnelle Hilfe?
Falls du Selbstmordgedanken hast und akut Hilfe brauchst: Anlaufstellen wie die Telefonseelsorge (0800 – 111 0 111 oder 0800 – 111 0 222) sind rund um die Uhr für dich erreichbar.
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