Die Ketontherapie bietet mit dem Nasenspray ein neues vielversprechendes Medikament gegen Depressionen sowie Angst- und Panikattacken.
Psychiater aus Yale, Pioniere der Ketamin-Forschung, beleuchten Esketamin.
Am 5. März 2019 hat die Food and Drug Administration (FDA) das erste neue Medikament gegen schwere Depressionen und Angststörungen seit Jahrzehnten zugelassen. Dabei handelt es sich um ein Nasenspray namens Esketamin, das von Ketamin abgeleitet ist – einem Anästhetikum, das wegen seiner überraschenden antidepressiven Wirkung für Aufsehen gesorgt hat.
Über mich
Hallo,
mein Name ist Andreas und ich bin 44 Jahre alt. Ich litt jahrelang unter einer Angststörung mit Panikattacken, Depressionen und Zwangsverhalten.
Falls Du mehr über mich erfahren möchtest und was mir persönlich am meisten geholfen hat, kannst Du das hier nachlesen.
Hoffnung für Betroffene mit psychischen Erkrankungen
Seit langem suchen Wissenschaftler nach geeigneten Behandlungsmethoden für Menschen mit schweren Depressionen und Angsterkrankungen. Da die Behandlung mit Esketamin für die Betroffenen mit einer behandlungsresistenten Depression (d. h., die Standardbehandlungen oder andere Medikamente haben ihnen nicht geholfen) oder Angststörung hilfreich sein könnte, hat die FDA das Zulassungsverfahren beschleunigt, damit das Präparat schneller verfügbar ist.
In einer Studie verbesserten sich die Beschwerden laut Aussagen der Wissenschaftler bei 70 Prozent der Betroffenen mit einer behandlungsresistenten Depression oder Angststörung , die mit einem oralen Antidepressivum und intranasalem Esketamin behandelt wurden, im Vergleich zu etwas mehr als der Hälfte der Gruppe, die das Medikament nicht erhielt (die sogenannte Placebo-Gruppe).
Wendepunkt für Menschen mit Angst und Depression
„Das ist ein Wendepunkt“, sagt Dr. John Krystal, Chefarzt der Psychiatrie in Yale Medicine und einer der Pioniere der Ketamin-Forschung in diesem Land. Er stellt fest, dass das Präparat anders wirkt als die bisher verwendeten Medikamente und bezeichnet Ketamin als das „Anti-Medikament“.
„Bei den meisten Psychopharmaka, wie z. B. Valium, hält die angstlösende Wirkung nur so lange an, wie der Wirkstoff in deinem Körper ist. Wenn das Valium abgesetzt wird, kann es zu einem Rückfall in die Angst kommen.
Wenn du Ketamin einnimmst, löst es Reaktionen in deiner Hirnrinde aus, die es ermöglichen, dass die Gehirnverbindungen wieder wachsen. Es ist die Reaktion auf Ketamin, nicht das Vorhandensein von Ketamin im Körper, die seine Wirkung ausmacht“, sagt er.
Und genau das ist es, was Ketamin als Antidepressivum und Angst-Medikament so einzigartig macht, sagt Dr. Krystal. Schon seit Jahren suchen Mediziner nach so einer Alternative.
Doch seit das Nasenspray auf Rezept erhältlich ist, haben die Betroffenen Fragen zur Therapie, dem Wirkmechanismus und den Nebenwirkungen:
- Wie funktioniert es bei Angst und Depression?
- Ist es sicher?
- Und wer sollte es bekommen?
Lies weiter, um Antworten der Wissenschaftler zu erhalten.
Wie wirken bisherige Medikamente?
Die Erforschung von Ketamin als Antidepressivum begann in den 1990er Jahren mit Dr. Krystal und seinen Kollegen Dennis Charney, MD, und Ronald Duman, PhD, an der Yale School of Medicine.
Damals (und auch heute noch) galten Depressionen als „Black Box“-Krankheit, was bedeutet, dass man seitens der Medizin wenig über ihre Ursache wusste und eine Therapie mit entsprechenden Behandlungsmöglichkeiten schwierig war.
Wirkmechanismus bisheriger Antidepressiva
Eine beliebte Theorie der Wissenschaftler war die Serotonin-Hypothese, die besagte, dass Menschen mit Depressionen und Angst-Störungen einen niedrigen Spiegel des Neurotransmitters Serotonin haben.
Diese Hypothese entstand zufällig: Bestimmte Medikamente, die zur Behandlung anderer Krankheiten wie Bluthochdruck und Tuberkulose eingesetzt wurden, schienen die Stimmung der Menschen drastisch zu beeinflussen. Medikamente, die den Serotoninspiegel senkten, verursachten depressionsähnliche Symptome und Angst; andere, die den Serotoninspiegel erhöhten, lösten bei depressiven Menschen euphorieähnliche Gefühle aus.
Die Entdeckung der SSRIs
Diese Entdeckung führte zu einer neuen Klasse von Psychopharmaka zur Behandlung von Depressionen und Angst – den sogenannten selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI). Eines der ersten dieser Psychopharmaka, das für den Massenmarkt entwickelt wurde, war Prozac.
Doch mit der Zeit wurde klar, dass die Serotoninhypothese die Depressionen und Angst-Zustände nicht vollständig erklären konnte. Nicht nur, dass SSRIs bei mehr als einem Drittel der Menschen, die sie wegen Depressionen oder Angst einnahmen, nur begrenzt hilfreich waren und außerdem Nebenwirkungen auslösten.
Es zeigte sich auch immer mehr, dass die Neurotransmitter, auf die diese Medikamente wirken (wie Serotonin), weniger als 20 Prozent der Neurotransmitter im Gehirn eines Menschen ausmachen. Die anderen 80 Prozent sind Neurotransmitter namens GABA und Glutamat.
GABA und Glutamat sind dafür bekannt, dass sie bei Anfallsleiden und Schizophrenie eine Rolle spielen. Zusammen bilden die beiden Neurotransmitter eine komplexe Push-and-Pull-Reaktion, die elektrische Aktivitäten im Gehirn auslöst und stoppt. Forscher glauben, dass sie für die Regulierung eines Großteils der Hirnaktivität, einschließlich der Stimmung, verantwortlich sein könnten.
Darüber hinaus kann intensiver Stress und Angst die Glutamat-Signalübertragung im Gehirn verändern und Auswirkungen auf die Neuronen haben, die sie weniger anpassungsfähig machen und weniger in die Lage versetzen, mit anderen Neuronen zu kommunizieren.
Das bedeutet, dass Stress, Depressionen oder eine Angststörung es selbst schwerer machen, mit negativen Ereignissen umzugehen – ein Kreislauf, der es für Menschen, die mit schwierigen Lebensereignissen zu kämpfen haben, noch schlimmer machen kann.
Lesetipp: Erfahrungen mit der Ketamintherapie
Was ich jedem mal raten würde, auszuprobieren
Ein persönlicher TippIch habe sehr gute Erfahrungen mit CBD-Öl gemacht. Es entspannt und beruhigt mich und hat mir sogar dabei geholfen, von meinen Antidepressiva loszukommen. Ich habe hierzu auch einen eigenen Erfahrungsbericht geschrieben, den Du hier nachlesen kannst.
Andreas
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Ketamin – vom Narkosemittel zum „Wundermittel“ gegen Depressionen und Angststörung
Interessanterweise haben Studien aus den Forschungslabors in Yale gezeigt, dass ein Arzneimittel mit Ketamin, das bei Operationen häufig als Narkosemittel eingesetzt wird, die Glutamatproduktion auslöst, die das Gehirn in einer komplexen, kaskadenartigen Abfolge von Ereignissen dazu veranlasst, neue neuronale Verbindungen zu bilden.
Dadurch wird das Gehirn anpassungsfähiger und ist in der Lage, neue Bahnen zu schaffen. So können die Patienten, die nach einer geeigneten Therapie suchen, mithilfe der Substanz Ketamin positivere Gedanken und Verhaltensweisen entwickeln.
Eine Wirkung, die bisher selbst bei herkömmlichen Antidepressiva nicht beobachtet werden konnte.
„Ich denke, das Interessante und Aufregende an dieser Entdeckung ist, dass sie größtenteils aus der neurowissenschaftlichen Grundlagenforschung stammt und nicht aus Zufall entstanden ist“,
sagt Gerard Sanacora, MD, PhD, ein Psychiater an der Yale Medicine, der auch an vielen der Ketamin-Studien beteiligt war.
„Es ging nicht nur darum: ‚Lasst uns diese Droge ausprobieren und sehen, was passiert‘. Es gab immer mehr Hinweise darauf, dass das glutamaterge System im Gehirn von Menschen mit Depressionen gestört ist, und das brachte uns auf die Idee, Medikamente einzusetzen, die auf dieses System abzielen.
Forscher suchen seit Jahren nach einer geeigneten Substanz
In den letzten zwei Jahrzehnten waren Forscher in Yale führend in der Ketamin-Forschung, indem sie mit subanästhetischen Dosen von Ketamin experimentierten, die intravenös unter kontrollierten klinischen Bedingungen an Patienten mit schwerer Depression und Angststörung laut Leitlinie verabreicht wurden, bei denen die Standard-Antidepressiva-Behandlung keine Besserung brachte.
Besserungen innerhalb von 24 Stunden
Die Ergebnisse waren dramatisch: In mehreren Studien zeigte sich bei mehr als der Hälfte der Teilnehmer nach nur 24 Stunden ein deutlicher Rückgang der depressiven Symptome. Das sind Patienten, bei denen andere Antidepressiva keine nennenswerte Verbesserung bewirkt haben.
Das Wichtigste für die Menschen ist jedoch, dass Ketamin Teil eines umfassenden Behandlungsplans für Depressionen und Angstzuständen sein muss. „Dann muss ich ihnen erklären, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass eine einzige Dosis oder sogar mehrere Dosen Ketamin allein ihre Depression heilen können“, sagt Dr. Sanacora.
Stattdessen erkläre ich ihnen, dass Ketamin eine schnelle Wirkung haben kann, die mit einem umfassenden Behandlungsplan, der auch fortlaufende Behandlungen mit Ketamin umfasst, aufrechterhalten werden kann.
Außerdem scheint es die Bildung neuer Nervenbahnen zu fördern, die ihnen helfen können, Resilienz zu entwickeln und sich vor einer Rückkehr der Depression oder Angststörung zu schützen.“
Deshalb ist Dr. Sanacora der Meinung, dass Ketamin in Kombination mit einer kognitiven Verhaltenstherapie (KVT), einer Psychotherapie, die den Patienten hilft, produktivere Einstellungen und Verhaltensweisen zu erlernen, am wirksamsten ist. In Yale werden derzeit Forschungen und klinische Studien zu diesem Thema durchgeführt.
Patientenfreundlichere Behandlungsmöglichkeiten
Das von der FDA zugelassene Präparat Esketamin ist eine Version des Ketamin-Moleküls und macht die Hälfte der allgemein verwendeten Narkoseform des Medikaments aus. Es wirkt ähnlich, kann sich aber aufgrund seiner chemischen Zusammensetzung enger an die NMDA-Glutamatrezeptoren binden und ist dadurch zwei- bis fünfmal stärker.
Das bedeutet, dass ein Patient eine geringere Dosis Esketamin benötigt als Ketamin. Mit dem Nasenspray kann das Präparat leichter ambulant (unter Aufsicht eines Arztes) eingenommen werden und ist damit für die Patienten leichter zugänglich als die Infusionsbehandlungen, die derzeit für die Verabreichung von Ketamin erforderlich sind. Lies hier mehr über Ketamininfusionen zur Behandlung von Depresssionen.
Dennoch ist im Hinblick auf neue Medikamente auch immer Vorsicht geboten. Es kann zu Nebenwirkungen wie Schwindelgefühlen, Blutdruckanstieg und Gefühlen der Realitätsferne kommen. Außerdem ist die Forschung noch relativ neu.
Einige befürchten, dass Ketamin manchmal missbraucht wird (z. B. als Clubdroge namens Special K) und dass die leichtere Verfügbarkeit von Ketamin einen Nachteil haben könnte – es könnte die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass es in die falschen Hände gerät.
Kombination mit Antidepressiva möglich
Außerdem ist Esketamin nur ein Teil der Behandlung für Betroffene mit Depressionen und Angsterkrankungen. Bislang hat es sich nur in Kombination mit einem oralen Antidepressivum als wirksam erwiesen. Aus diesen Gründen gilt Esketamin nicht als erste Wahl bei der Behandlung von Depressionen oder Angststörungen.
Es wird nur Menschen mit einer mittelschweren bis schweren Depression oder Angststörung zur Behandlung verschrieben, bei denen mindestens zwei andere Medikamente gegen Depressionen oder Angsterkrankungen nicht geholfen haben.
Letztendlich gibt die FDA-Zulassung von Esketamin den Ärzten jedoch ein weiteres wertvolles Werkzeug in ihrem Arsenal der Medikamente für die Behandlung einer Depression oder Angststörung an die Hand – und bietet neue Hoffnung für Patienten, denen bisher niemand helfen konnte.
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