Venlafaxin: Kalter Entzug ist keine gute Idee

Venlafaxin kalter Entzug: Wie wirkt sich der abrupte Entzug von Venlafaxin aus? Hier erfährst du, was du vor dem Absetzen wissen musst

In der Internet-Community gibt es einige Beiträge mit Erfahrungen darüber, wie Patienten, denen Venlafaxin verschrieben wurde, das Absetzen und Probleme, die sie in diesem Zusammenhang hatten, erleben. Was ist Venlafaxin und warum ist es nicht ratsam, es abrupt abzusetzen?

Was ist Venlafaxin?

Venlafaxin (Effexor), in Deutschland z. B. erhältlich als VENLAFAXIN Heumann 37,5 mg Tabletten, ist berüchtigt dafür, unangenehme Entzugserscheinungen zu verursachen, die als „Antidepressiva-Absetzsyndrom“ bekannt sind. Venlafaxin wird in der Regel ab 75 mg pro Tag verschrieben, aber die Höchstdosis kann je nach Darreichungsform des Medikaments zwischen 225 mg und 375 mg pro Tag liegen.

Das Absetzen von Venlafaxin

Wenn du eine Einnahme von Venlafaxin auslässt oder das Medikament abrupt absetzst, kann das zu unangenehmen Entzugserscheinungen führen, vor allem bei höheren Dosen. Deshalb ist es wichtig, dass du Venlafaxin genau so einnimmst, wie es dir verschrieben wurde.

In diesem Artikel geht es um die Probleme beim Absetzen des Antidepressivums Venlafaxin, besonders die Angst vor Entzugserscheinungen. Darüber hinaus werden Ratschläge zur richtigen Dosierung und schrittweisen Dosisreduktion vorgestellt, um Patienten eine sichere Entwöhnung zu ermöglichen.

Wenn sich dein Körper an eine Substanz gewöhnt hat, kann ein plötzliches Absetzen Entzugserscheinungen verursachen. Bei jemandem, der die Einnahme von Venlafaxin abrupt beendet, können 8-12 Stunden nach der letzten Dosis Entzugserscheinungen auftreten. Die durch Venlafaxin verursachten Entzugserscheinungen klingen normalerweise innerhalb von zwei Wochen ab.

Die zuverlässigste Methode, um Entzugserscheinungen zu verhindern oder zu minimieren, ist das allmähliche Absetzen der Dosis über mindestens zwei Wochen, auch wenn ein längeres Absetzen erforderlich sein kann. In jedem Fall ist es wichtig, Venlafaxin unter ärztlicher Aufsicht abzusetzen, vor allem wenn du Venlafaxin wegen einer psychischen Erkrankung wie einer Depression einnimmst. Ein plötzliches Absetzen, ohne dass deine psychische Erkrankung behandelt wird, kann gefährlich sein.

Venlafaxin: Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer

Venlafaxin ist ein Antidepressivum und ein selektiver Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer. Venlafaxin ist ein hochwirksames Antidepressivum, bekannt als selektiver Serotonin- und Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SSNRI). Es spielt eine entscheidende Rolle bei der Behandlung von Depressionen und Angststörungen. Es beeinflusst die Neurotransmitter, speziell Serotonin und Noradrenalin, welche maßgeblich an der Stimmungsregulation beteiligt sind.

Im Detail wirkt Venlafaxin, indem es den Wiederaufnahmeprozess dieser Neurotransmitter hemmt. Dieser Prozess ist normalerweise dafür verantwortlich, freigesetzte Neurotransmitter wieder in die präsynaptischen Neuronen aufzunehmen. Durch die Hemmung der Wiederaufnahme bleiben mehr Neurotransmitter im synaptischen Spalt vorhanden. Dadurch wird die Kommunikation zwischen den Nervenzellen verbessert und eine antidepressive Wirkung erzeugt.

Venlafaxin zeigt insbesondere eine ausgeprägte Affinität zu den Noradrenalin-Transportern. Im Vergleich zu anderen Antidepressiva hebt sich Venlafaxin durch seine duale Wirkung auf Serotonin und Noradrenalin hervor. Diese duale Aktivität erhöht seine Effektivität bei der Behandlung von Depressionen und Angststörungen. Es zeigt zudem oft eine gute Wirksamkeit bei Patienten, die auf andere Antidepressiva nicht ansprechen..

Entzugserscheinungen durch Venlafaxin im Vergleich mit anderen Antidepressiva

Verglichen mit anderen Antidepressiva ist das Absetzen bei Venlafaxin schwierig. Das Antidepressiva-Entzugssyndrom (ADS) ist durch eine Vielzahl von Absetzsymptomen gekennzeichnet, die aufgrund einer körperlichen Abhängigkeit auftreten. Die Abhängigkeit entwickelt sich bei regelmäßiger Einnahme von Antidepressiva. In der Regel entwickelt sie sich innerhalb von sechs Wochen oder mehr, in manchen Fällen aber auch innerhalb von nur drei Wochen.

Das Vorhandensein und der Schweregrad von Entzugssymptomen scheinen bei Venlafaxin nicht mit der Dosis zusammenzuhängen. Derzeit ist es unmöglich, zuverlässig vorherzusagen, bei wem ADS-Symptome auftreten werden.

Berücksichtige bitte, dass die hier bereitgestellten Informationen kein Ersatz für eine professionelle medizinische Beratung, Diagnose oder Behandlung sind. Konsultiere deinen Arzt, wenn du Fragen oder Bedenken bezüglich deiner Medikamente hast.

Venlafaxin Brain Zaps

Venlafaxin hat eine der höchsten Raten von „Brain Zaps“, die es beim Absetzen von Antidepressiva gibt. Brain Zaps sind ein elektrisches Schockgefühl, das auch visuelle Störungen beinhalten kann. Die Ärzte sind sich nicht sicher, warum dieses Phänomen auftritt. Obwohl dieses Symptom bei den meisten Menschen schnell wieder verschwindet, treten bei anderen monatelang oder sogar jahrelang Brain Zaps auf.

Andere Entzugssymptome bei Venlafaxin

Andere häufige Entzugssymptome können unangenehm oder sogar schwächend sein, z. B:

• Schwindel
• Empfindungen eines elektrischen Schlags in Händen oder Füßen
• Übelkeit
• Lethargie
• Grippeähnliche Symptome
• Verlust der Koordination
• Angstzustände
• Reizbarkeit
• Lebhafte Träume
• Schlaflosigkeit

Zeitplan für den Venlafaxin-Entzug

Der Zeitplan für den Venlafaxin-Entzug kann variieren. In der Regel beginnen die Symptome bereits 12 Stunden nach der letzten Dosis und klingen in der Regel innerhalb von ein bis zwei Wochen ab. Da Venlafaxin eine Halbwertszeit von vier Stunden hat, ist es innerhalb eines Tages vollständig aus dem Körper verschwunden. Antidepressiva mit einer längeren Halbwertszeit bleiben länger im Körper und können das Auftreten und die Schwere von ADS einschränken.

Faktoren, die den Venlafaxin-Entzug beeinflussen

Das „antidepressant discontinuation syndrome“ (ADS) tritt in der Regel bei etwa 20 % der Menschen auf, die die Einnahme von Antidepressiva abrupt beenden. Bei Venlafaxin kann ADS jedoch häufiger auftreten – möglicherweise bei bis zu 34 %. Es gibt derzeit keine zuverlässige Methode, um das Auftreten von ADS oder dessen Schweregrad vorherzusagen. Studien haben sogar gezeigt, dass höhere Venlafaxin-Dosen keine Prognose für die Entwicklung von ADS liefern können.

Eine Reihe von Studien hat gezeigt, dass Menschen, die Venlafaxin langsam absetzen, deutlich seltener an ADS erkranken und dass die Symptome milder sind und schneller abklingen als bei Menschen, die Venlafaxin abrupt absetzen.

Venlafaxin-Entwöhnung

Der zuverlässigste Weg, einen Venlafaxin-Entzug zu verhindern, ist, mit deinem Arzt zusammenzuarbeiten und das Ausschleichen der Einnahme zu planen. Wenn du die Einnahme von Venlafaxin abrupt beendest und unter Entzugserscheinungen leidest, ist die einzige nachgewiesene Möglichkeit, sie zu lindern, die Wiederaufnahme der Einnahme von Venlafaxin und die schrittweise Verringerung der Dosis in Absprache mit deinem Arzt. Einige Studien haben gezeigt, dass kognitive Verhaltenstherapien oder achtsamkeitsbasierte Therapien den Betroffenen helfen können, ihre Symptome besser zu bewältigen.

Lesetipp: Erfahrungen und Tipps zum Absetzen von Antidepressiva

Medizinische Entgiftung

Eine medizinische Entgiftung ist für den Venlafaxin-Entzug nicht erforderlich. Menschen mit ADS können sich an eine Reha-Klinik wenden. Sie kann ihnen helfen, Venlafaxin sicher abzusetzen und bietet gleichzeitig Verhaltenstherapie und andere Behandlungen an.

Menschen, die Venlafaxin zusammen mit anderen Substanzen einnehmen, können von einer medizinischen Entgiftung profitieren, um Entzugskomplikationen zu vermeiden. Das gilt besonders, wenn du Venlafaxin wegen einer psychischen Erkrankung einnimmst, die die Entzugssymptome verschlimmern kann.

Wie man Venlafaxin ausschleichen kann

Wer erwägt, Venlafaxin oder andere Antidepressiva abzusetzen, sollte sich von einem Arzt beraten lassen. Mehrere Studien haben gezeigt, dass der beste Weg, ADS und Entzugssymptome zu verhindern, darin besteht, die Einnahme schrittweise zu beenden.

Der Zeitplan für das Absetzen von Venlafaxin kann von Person zu Person variieren. Aber als allgemeine Richtlinie gilt, dass die Venlafaxin-Dosis alle zwei Wochen um 10 mg reduziert werden sollte, und zwar mindestens vier Wochen lang. Dein Arzt kann gemeinsam mit dir einen geeigneten Zeitplan für die Reduzierung der Dosis entwickeln, der für deine individuelle Situation am effektivsten ist.

Venlafaxin-Entzugshilfen

Es gibt keine verifizierten Mittel für den Venlafaxin-Entzug. Wenn du Venlafaxin abgesetzt hast und Entzugserscheinungen bemerkst, sprich sofort mit deinem Arzt. Möglicherweise kann er dir wieder Venlafaxin oder ein anderes Antidepressivum verschreiben, um den Entzug zu beenden.

Außerdem ist es wichtig, dass du dich auf deine Gesundheit konzentrierst, da dies die Entzugserscheinungen lindern kann.

Einige Tipps sind:

• Ernähre dich nährstoffreich
• Bleib gut hydriert
• Mach regelmäßig leichte Übungen, wie z.B. Yoga
• Ziehe eine Therapie oder Beratung in Betracht, vor allem wenn du Venlafaxin wegen einer psychischen Erkrankung eingenommen hast.
• Weitere Tipps findest du im Buch „Genug geschluckt- wie das Absetzen von Psychopharmaka gelingen kann“ von Mahinda Ansari und Dr. Peter Ansari

Alternative Behandlungen für den Venlafaxin-Entzug

Cross-Tapering kann eine wirksame Methode sein, um ADS-Symptome zu verhindern oder zu minimieren. Beim Cross-Tapering wird von hohen Venlafaxin-Dosen auf ein anderes Antidepressivum, oft Duloxetin, umgestellt, das eine ähnliche Zusammensetzung hat. Es besteht jedoch das Risiko eines Serotonin-Syndroms, wenn das Cross-Tapering nicht korrekt durchgeführt wird. Bevor ein anderes Medikament, das die Serotonin-Wiederaufnahme hemmt, eingenommen wird, muss eine „Auswaschphase“ von etwa fünf Halbwertszeiten – bei Venlafaxin etwa 20 Stunden – eingehalten werden.

Ambulante Behandlung bei Venlafaxin-Entzug

Ambulante Reha-Programme, die kognitive Verhaltenstherapien und andere Formen der Psychotherapie anbieten, können Menschen mit Venlafaxin-Entzugssymptomen helfen. Verhaltenstherapien sind auch für Menschen, die befürchten, erneut unter Depressionen oder Angstzuständen zu leiden, von großem Nutzen.

Absetzen von Venlafaxin zu Hause

Viele Menschen, die mit Venlafaxin aufhören, entweder abrupt oder mit einem Taper, tun dies zu Hause. Da ein abrupter Abbruch das ADS-Risiko erhöhen kann, ist es wichtig, den Rat deines Arztes zu befolgen, wenn es darum geht, Venlafaxin zu Hause abzusetzen und die Nebenwirkungen zu kontrollieren. Dazu gehört auch, dass du einen Freund oder eine geliebte Person zur Seite hast, die dich unterstützt oder dir hilft, Stimmungsschwankungen zu erkennen, die durch das Absetzen eines Antidepressivums entstehen können.

Eine Entgiftungsklinik finden

Wenn du dir Sorgen um Absetzsymptome machst, ist es ratsam, unter medizinischer Aufsicht ein Entwöhnungsprogramm durchzuführen. Suche nach einer Reha-Einrichtung, die Erfahrung mit der Entwöhnung von Antidepressiva hat und kognitive Verhaltenstherapie anbietet (1).

Fazit

Man sollte ein abruptes Beenden von Venlafaxin vermeiden. Wird eine Therapie mit Venlafaxin beendet, ist es ratsam, die Menge innerhalb mindestens ein bis zwei Wochen mit bedachten Schritten zu reduzieren, um Entzugssymptome zu mindern (2).