Antidepressiva morgens oder abends: wann einnehmen?

Die beste Zeit für die Einnahme eines Antidepressivums hängt von den Beschwerden ab, die du durch die Einnahme erlebst. Berücksichtige die üblichen Nebenwirkungen deines Medikaments und wie es im Einsatz deine Lebensqualität beeinflusst und zu welcher Tageszeit es am stärksten wirkt.

Wenn dir dein Arzt zum Beispiel den Wirkstoff Fluoxetin verschrieben hat, könntest du häufige Nebenwirkungen wie Schlaflosigkeit, Unruhe, Übelkeit und Erbrechen bemerken (1). Wenn du unter Schlaflosigkeit leidest, dann nimm dein Medikament am Morgen ein. Wenn du unter Übelkeit leidest, nimm es besser nachts ein.

Nicht jeder leidet unter diesen Wirkungen; tatsächlich wirken Antidepressiva bei jedem Menschen anders. Besprich den Zeitpunkt und die Dosierung mit deinem Arzt.

Nebenwirkung des Antidepressivums	Empfohlene Einnahme
Schlaflosigkeit	Morgens
Müdigkeit/Schläfrigkeit	Abends
Sexualstörungen	Morgens
Übelkeit	Abends
Probleme mit dem Wasserlassen	Morgens

Wann sollte die Einnahme eines Antidepressivums am Morgen stattfinden?

Antidepressiva sollten wegen möglicher Nebenwirkungen manchmal am besten morgens eingenommen werden. Antidepressiva beeinflussen biochemische Botenstoffe im Gehirn, die entscheidend für die Reizübertragung zwischen Nervenzellen sind. Hier sind einige zu beachten.

Schlaflosigkeit

Einige selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), die am häufigsten verwendete Klasse von Antidepressiva, können bei manchen Menschen den Drang für Aktivität anregen und so den Schlaf stören. Diese Antidepressiva sollten daher am besten morgens eingenommen werden (2). Es ist wichtig zu verstehen, wie und wann Antidepressiva zur Behandlung von Depressionen und depressiven Störungen wirken, um die besten Ergebnisse zu erzielen.

Der Hersteller von Fluoxetin empfiehlt zum Beispiel, das Medikament morgens einzunehmen, weil es manche Menschen, vor allem zu Beginn der Behandlung, energiegeladener machen kann. Auch Venlafaxin wird manchmal empfohlen, morgens einzunehmen, weil es den Schlaf stören kann, wenn es nachts eingenommen wird.

Wenn Fluoxetin jedoch in Kombination mit Olanzapin zur Behandlung von behandlungsresistenten Depressionen verabreicht wird, kann es zu Schläfrigkeit führen, so dass es abends eingenommen werden sollte.

Paroxetin wird in der Regel morgens eingenommen, um Schlaflosigkeit in der Nacht zu vermeiden. Es kann aber auch vor dem Schlafengehen eingenommen werden, wenn es bei der Person, die es einnimmt, Schläfrigkeit hervorruft. Bupropion (Elontril) ist ein weiteres Antidepressivum, das morgens eingenommen werden sollte, um nächtliche Schlaflosigkeit zu verhindern (3).

Probleme mit dem Wasserlassen

Wenn Sertralin Kindern oder Jugendlichen verschrieben wird, kann es zu häufigem Wasserlassen und zu Harninkontinenz führen. In diesem Fall kann die Einnahme der Pille am Morgen nächtliches Bettnässen verhindern.

Obwohl sie relativ selten auftritt, kann Harninkontinenz auch eine Nebenwirkung von Wellbutrin (Bupropion) sein (4).

Sexuelle Probleme

Wenn dein Antidepressivum zu sexuellen Nebenwirkungen führt (z. B. geringe Libido, Erektionsstörungen oder Unfähigkeit zur Ejakulation), kann der Zeitpunkt der Einnahme einen Unterschied machen.

Zu den Antidepressiva, die am ehesten sexuelle Nebenwirkungen verursachen, gehören SSRIs wie Zoloft (Sertralin), Lexapro (Escitalopram), Paxil (Paroxetin), Prozac (Fluoxetin), trizyklische Antidepressiva wie Amitriptylin und MAOIs wie Nardil (Phenelzin).

Untersuchungen zeigen, dass es hilfreich sein kann, die Tageszeit zu berücksichtigen, zu der du am ehesten sexuelle Aktivitäten ausübst, und die Einnahme deines Antidepressivums kurz danach zu planen (5).

Wann du ein Antidepressivum nachts einnehmen solltest

Einige Nebenwirkungen werden besser vertragen, wenn ein Antidepressivum kurz vor dem Schlafengehen eingenommen wird. Antidepressiva können helfen, die Symptome von Depressionen zu lindern, indem sie die biochemischen Prozesse im Gehirn beeinflussen. Dies sind einige der Wirkungen, die in diese Kategorie fallen.

Schläfrigkeit

Im Gegensatz zu einigen SSRIs können manche Antidepressiva schläfrig machen und werden daher besser vertragen, wenn du sie vor dem Schlafengehen einnimmst. Zu diesen Medikamenten gehören Luvox (Fluvoxamin), Remeron (Mirtazapin) und die trizyklischen Antidepressiva, darunter:

• Elavil (Amitriptylin)

• Norpramin (Desipramin)

• Tofranil (Imipramin)

• Pamelor (Nortriptylin)

Übelkeit

Einige Klassen von Antidepressiva (vor allem SSRIs) können Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Appetitlosigkeit auslösen. Zu den häufig verschriebenen Antidepressiva, die Übelkeit auslösen können, gehören:

• Celexa (Citalopram)

• Lexapro (Escitalopram)

• Prozac (Fluoxetin)

• Viibryd (Vilazodon)

• Wellbutrin (Bupropion)

• Zoloft (Sertralin)

Auch wenn sich diese Probleme oft von selbst lösen, wenn sich dein Körper an die Medikamente gewöhnt hat, kann die Einhaltung eines nächtlichen Einnahmeplans helfen, da du dann hoffentlich durch alle Verdauungsprobleme hindurch schlafen kannst.

Andere Strategien für eine optimale Einnahme der Medikamente bei Depression und Co

Du solltest nicht nur mit deinem Arzt oder deiner Ärztin besprechen, zu welcher Tageszeit du dein Antidepressivum am besten einnimmst, sondern auch daran denken, dass es noch andere Strategien gibt, die sich darauf auswirken, wie gut dein Medikament wirkt: Patienten reagieren unterschiedlich auf Antidepressiva, und es ist wichtig, ein vertrauensvolles Verhältnis zu deinem Arzt zu haben.

Habe Geduld

Es dauert in der Regel mehrere Wochen, bis die volle therapeutische Wirkung von Antidepressiva einsetzt. Denk daran, dass Antidepressiva eine gewisse Zeit brauchen, bis sie ihre volle Wirkung entfalten. Das kann zwischen sechs und 12 Wochendauern6, obwohl viele Menschen schon nach ein oder zwei Wochen eine Verbesserung bemerken.

Allerdings kann es sein, dass du schon in der ersten Woche mit Nebenwirkungen zu kämpfen hast. Viele dieser Nebenwirkungen werden allmählich abklingen, wenn sich dein Körper an das Medikament gewöhnt hat.

Wenn du mit deinem Antidepressivum beginnst, halte engen Kontakt zu deinem Arzt oder deiner Ärztin und bleibe positiv. Du kannst einen Weg finden, deine Krankheit zu behandeln, aber es kann sein, dass du ein bisschen herumprobieren musst.

Bleib konsequent

Nimm dein Antidepressivum wie vorgeschrieben jeden Tag zur gleichen Zeit ein und setze es nicht ab, ohne vorher mit deinem Arzt zu sprechen.

Wenn du ein Antidepressivum einen Monat oder länger eingenommen hast, kann es sein, dass du einen Entzug erleidest, auch bekannt als Antidepressivum-Absetzsyndrom, wenn du aufhörst.

Sprich mit deinem Arzt

Wenn dein Antidepressivum Nebenwirkungen verursacht, denk daran, dass viele, wenn nicht sogar alle, mit der Zeit wieder verschwinden. Viele Patientinnen und Patienten profitieren von einer offenen Kommunikation mit ihrem Arzt über die Nebenwirkungen. Wenn die Nebenwirkungen unerträglich sind, wende dich sofort an deinen Arzt. Es kann ganz einfach sein, die Dosis zu ändern, auf ein anderes Antidepressivum umzusteigen oder ein zweites Medikament zu nehmen, um die Nebenwirkungen zu lindern.

Fazit

Die Einnahme eines Antidepressivums muss Teil eines gut durchdachten Plans sein, den du mit deinem Arzt oder deiner Ärztin abstimmst, um den Nutzen zu maximieren und mögliche Nebenwirkungen zu minimieren. Nimm keine Änderungen an deinem Behandlungsplan vor, ohne dich vorher mit deinem Arzt zu beraten.

Die oben genannten Empfehlungen sind allgemein gehalten und können auf deine individuelle Situation zutreffen, müssen es aber nicht. Dein Arzt oder deine Ärztin kann dir konkrete Empfehlungen geben, ob du dein Antidepressivum zu einer bestimmten Tageszeit einnehmen solltest, um die besten Ergebnisse zu erzielen.

Quellen:

1. Brambilla P, Cipriani A, Hotopf M, Barbui C. Side-effect profile of fluoxetine in comparison with other SSRIs, tricyclic and newer antidepressants; a meta-analysis of clinical trial data. Pharmacopsychiatry. 2005;38(2):69-77. doi:1055/s-2005-837806

2. Wichniak A, Wierzbicka A, Walęcka M, Jernajczyk W. Effects of antidepressants on sleep. Curr Psychiatry Rep. 2017;19(9):63. doi:10.1007/s11920-017-0816-4

3. Fava M, Rush AJ, Thase ME, et al. 15 years of clinical experience with bupropion HCl: from bupropion to bupropion SR to bupropion XL. Prim Care Companion J Clin Psychiatry. 2005;7(3):106-13. doi:10.4088/pcc.v07n0305

4. Izci F, Iris Koc M, Bilici R, Yalcin M, Bestepe EE. Urinary incontinence during sleep associated with extended release form of bupropion HCI. Case Rep Psychiatry. 2015;2015:906294. doi:10.1155/2015/906294

5. Kelly K, Posternak M, Jonathan EA. Toward achieving optimal response: understanding and managing antidepressant side effects. Dialogues Clin Neurosci. 2008;10(4):409-418. doi:10.31887/DCNS.2008.10.4/kkelly

6. Al-Harbi KS. Treatment-resistant depression: therapeutic trends, challenges, and future directions. Patient Prefer Adherence. 2012;6:369-88. doi:10.2147/PPA.S29716