Bereits im 16. Jahrhundert sagte der berühmte Arzt und Naturforscher Paracelsus: „Die Dosis macht das Gift.“ Letztlich entscheidet sie über den oftmals schmalen Grat zwischen der therapeutischen Wirksamkeit eines Arzneimittels und seiner Toxizität.
Gerade Psychopharmaka, die in einem unserer empfindlichsten Organe wirken, müssen mit Bedacht dosiert werden, liegt doch die Vermutung nahe, dass das Gehirn schnell einen Schaden bei falscher Dosierung nehmen kann. Doch ist das tatsächlich so?
Wie sieht es aus bei der Verwendung von Mirtazapin und was passiert, wenn der Wirkstoff versehentlich oder auch absichtlich in zu großer Menge eingenommen wurde? Diese und ähnliche Fragen zu einer möglichen Mirtazapin Überdosis sollen im Folgenden beantwortet werden. Auch lesenswert: meine Mirtazapin-Erfahrungen.

Über mich
Hallo,
mein Name ist Andreas und ich bin 44 Jahre alt. Ich litt jahrelang unter einer Angststörung mit Panikattacken, Depressionen und Zwangsverhalten.
Falls Du mehr über mich erfahren möchtest und was mir persönlich am meisten geholfen hat, kannst Du das hier nachlesen.
Wie wirkt Mirtazapin bei normaler Dosierung?
Mirtazapin ist ein tetrazyklisches Antidepressivum, das beruhigend, angstlösend und stimmungsaufhellend wirkt. Es wird in erster Linie zur Behandlung bei Depressionen verschrieben, findet aber auch Anwendung bei Angst-, Schlaf- oder posttraumatischen Belastungsstörungen.
Die normale therapeutische Dosierung liegt, je nach Schwere der Symptome, zwischen 15 und 45 mg täglich. Bei einer hohen Menge erfolgt die Gabe in der Regel verteilt auf zwei Filmtabletten jeweils morgens und abends.
Nach der Einnahme wird das Arzneimittel zügig aufgenommen und erreicht seine maximale Plasma-Konzentration im Blut nach etwa 2 Stunden. Das Arzneimittel gelangt durch die Blut-Hirn-Schranke und bindet im zentralen Nervensystem an unterschiedliche Rezeptoren. Diese werden zeitweilig blockiert, wodurch das biochemische Milieu im Gehirn verändert wird.
Mirtazapin wirkt schon bei normaler Dosierung leicht sedierend
Mirtazapin erhöht auf diese Weise spezifisch die Verfügbarkeit von biogenen Aminen, genauer gesagt Noradrenalin, Serotonin, Dopamin und Histamin und entfaltet so seine therapeutische Wirksamkeit. Dabei ist Schläfrigkeit eine der häufigsten Nebenwirkungen. Sie beruht in erster Linie auf der Beeinflussung des Histamins. Die übrigen Neurotransmitter hingegen vermitteln den antidepressiven Effekt.
Insbesondere diese sedierende Wirkung lässt die Frage aufkommen, wie hoch eine Gefährdung bei einer Überdosierung von Mirtazapin ist.
Was passiert bei einer Überdosierung?
Grundsätzlich lässt sich feststellen, dass eine Überdosierung von Mirtazapin allein zumeist nur schwache Vergiftungssymptome auslöst. Wie erwartet wird der sedierende Effekt dosisabhängig ausgeprägter, sodass es zu einer verstärkten Dämpfung des zentralen Nervensystems kommt. Diese Dämpfung bringt Desorientierung, ein Nachlassen der Konzentrationsfähigkeit, Verwirrtheit und Schläfrigkeit mit sich.
Bei steigender Dosis kann die Substanz zusätzlich Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System haben und einen verlangsamten Herzschlag (Bradykardie) herbeiführen. Auch der Blutdruck kann sich leicht nach oben oder unten verschieben.
Eine leichte Überdosis Mirtazapin ist unproblematisch
Solltest Du also versehentlich eine Tablette doppelt eingenommen haben oder dich in irgendeiner Art und Weise mit der Dosierung vertan haben, so ist das in der Regel nicht besorgniserregend.
Anders sieht es aus, wenn die eigentlich verschriebene Dosierung deutlich überschritten wird.
Fallbeispiel 1
Im Jahr 2019 brachten Angehörige einen 37-jährigen Mann ins Krankenhaus, der zwei Stunden zuvor 300 mg Mirtazapin eingenommen hatte. Obwohl er keine besonderen Beschwerden hatte und bei der Erstuntersuchung keine Auffälligkeiten festgestellt wurden, sollte er über Nacht zur Beobachtung in der Klinik bleiben.
Dort zeigte sich etwa 5 Stunden später eine deutliche Verlangsamung des Herzschlags und Ohnmachtsgefühle setzten ein. Durch eine schnelle Medikamentengabe war der Herzschlag weitere 45 Minuten später wieder in Ordnung, doch ohne sie hätte die Situation lebensbedrohlich werden können.
Der Mann erholte sich rasch, zeigte keine weiteren Symptome und wurde am nächsten Morgen entlassen (1).
Erste Hilfe: Bei einer Überdosis von Mirtazapin sicherheitshalber immer einen Arzt kontaktieren
Dieses Beispiel veranschaulicht, dass es bei einer deutlichen Überdosierung aufgrund der aktuten Gefährdung der Gesundheit ratsam ist, sich mit einem Arzt oder Apotheker in Verbindung zu setzten, um erste Hilfe anzufordern. Selbst wenn zunächst scheinbar keine Vergiftungssymptome auftreten. Scheue Dich nicht, den Notruf 112 zu wählen.
Gegebenenfalls müssen Vitalfunktionen unterstützt und der Herzschlag für einige Stunden überwacht werden. Auf diese Weise können etwaige Herzrhythmusstörungen zügig erkannt und behandelt werden. Der Arzt entscheidet über notwendige Erste Hilfe Maßnahmen zur Behandlung der Überdosierung – wie z.B. die Gabe von Aktivkohle oder einer Magenspülung mit anschließendem Erbrechen (2).
Gefahr durch übermäßige Sedierung
Inwiefern ist Mirtazapin gefährlich?
Auch wenn die direkten Auswirkungen einer Überdosierung von Mirtazapin nicht unbedingt lebensbedrohliche Ausmaße haben, so kann sie doch situationsbedingt zu einer lebensgefährlichen Lage führen.
Eine solche Situation erlebte eine Frau in Würzburg.
Fallbeispiel 2
Im Jahr 1998 wurde in die Notaufnahme der Uniklinik Würzburg eine 41-jährige Frau eingeliefert. Sie hatte 10 Stunden zuvor 1200 mg Mirtazapin und 20 mg Lorazepam eingenommen. Bei Lorazepam handelt es sich um ein Beruhigungsmittel aus der Gruppe der Benzodiazepine. Die normale Tagesdosis liegt zwischen 0,5 und 2,5 mg.
Durch diese Kombination war die Frau stark sediert. Das allein war, besonders durch die Kombination der Präparate, durchaus bedrohlich. Doch deutlich problematischer war die Tatsache, dass die Frau bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt draußen gelegen hat und massiv unterkühlt war. Ihre Körpertemperatur betrug nur noch 26 °C.
Sie musste auf der Intensivstation behandelt werden, erholte sich aber rasch und trug keine bleibenden Schäden davon (3).
Was ich jedem mal raten würde, auszuprobieren
Ein persönlicher TippIch habe sehr gute Erfahrungen mit CBD-Öl gemacht. Es entspannt und beruhigt mich und hat mir sogar dabei geholfen, von meinen Antidepressiva loszukommen. Ich habe hierzu auch einen eigenen Erfahrungsbericht geschrieben, den Du hier nachlesen kannst.
Andreas
Online-Tests
Bei welcher Menge ist eine Mirtazapin Überdosis tödlich?
Vielleicht frägst Du dich „Kann man an Mirtazapin sterben“ oder „Wieviel mg Mirtazapin sind tödlich“?
Nun, eine Überdosierung von Mirtazapin allein verläuft in den meisten Fällen vergleichsweise glimpflich. Allerdings gibt es nur überschaubar wenige dokumentierte Fälle, in denen eine bewusste Überdosierung nicht in Kombination mit anderen Substanzen erfolgt ist.
Tatsächlich gibt es keine veröffentlichten Studien, die eine klare letale Dosis des Arzneimittels gegen Depressionen benennen. Was es aber gibt, sind Beobachtungen von Menschen, die nach einer Überdosierung von Mirtazapin verstorben sind.
Tod durch Mirtazapin: eine Überdosis von Mirtazapin allein ist selten tödlich
In einer Studie aus dem Jahr 2006 werden sechs Suizidfälle verglichen, bei denen auch Mirtazapin hochdosiert eingenommen wurde. Dabei zeigte sich, dass die mittlere Menge an nachgewiesener Mirtazapinmenge im Blut der Verstorbenen bei etwa 2000 ng/ml lag. Der therapeutisch wirksame Plasmaspiegel bewegt sich zwischen 5 und 100 ng/ml.
Demnach muss mindestens die 20-fache Tagesdosis eingenommen worden sein. Dennoch wurde bei keinem einzigen der Verstorbenen Mirtazapin allein nachgewiesen. Immer lagen zusätzlich auch andere Medikamente in toxischer Konzentration im Blut vor.
Die Autoren der Studie gehen davon aus, dass das Mirtazapin allein auch in dieser großen Menge nicht tödlich gewesen wäre (4).
Tatsächlich liegt die höchste Einzeldosis für das Medikament Mirtazapin, die je dokumentiert wurde, bei 4,5 g. Das entspricht dem 100-fachen der üblichen Tageshöchstdosis. Die 43-jährige Frau, die diese große Menge einnahm, beschrieb eine sehr starke Müdigkeit, erholte sich aber rasch und ohne Folgen.
Auch die Kombi macht das Gift
Insgesamt lässt sich somit feststellen, dass Mirtazapin ein vergleichsweise sicheres Medikament ist. Zwar kann es bei starker Überdosierung zu lebensbedrohlichen Situationen kommen, doch wirklich gestorben ist kaum jemand an Mirtazapin allein.
Deutlich gefährlicher wird es, wenn das Arzneimittel Mirtazapin in hohen Dosen mit anderen Medikamenten kombiniert wird.
Welche Kombinationen sind bei einer Überdosis von Mirtazapin tödlich?
In Kombination mit bestimmten anderen Substanzen kann Mirtazapin deutlich toxischer wirken. Dabei ist nicht einmal immer eine besonders hohe Dosierung nötig.
Kann Mirtazapin und Alkohol tödlich sein?
Selbst bei einer normalen Dosierung kann es bei Mirtazapin in Kombination mit Alkohol (Querlink:/mirtazapin-und-alkohol/) zu lebensbedrohlichen Wechselwirkungen kommen.
Auch die Wechselwirkung von Mirtazapin mit Beruhigungsmitteln, wie im Fallbeispiel 2, führt sehr schnell zu einer lebensbedrohlich tiefen Sedierung bis hin zur Bewusstlosigkeit. Deswegen sollten diese Substanzen nicht gleichzeitig verabreicht werden.
Lesetipp: Mirtazapin und Alkohol
Tödliche Kombination mit SSRIs – das Serotonin-Synrom
Eine besonders gefährliche Kombination findet sich bei Mirtazapin und selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern. In Deutschland sind 6 solche Substanzen zugelassen: Escitalopram, Citalopram, Fluoxetin, Fluvoxamin, Paroxetin und Sertralin.
Sie alle erhöhen sehr spezifisch die Verfügbarkeit von Serotonin im Gehirn. Gemeinsam mit Mirtazapin, das ebenfalls die Verfügbarkeit von Serotonin erhöht, kann es ein sogenanntes Serotonin-Syndrom herbeiführen.
Dabei entsteht ein so hoher Serotoninspiegel, dass es zu unterschiedlichen Symptomen, wie Herzrhythmusstörungen, Übelkeit, Koordinationsstörungen, Bildung von Blutgerinnseln oder epileptischen Krampfanfällen bis hin zum Koma kommen kann. Letztlich tritt der Tod durch multiples Organversagen ein.
Fallbeispiel 3
Im Jahr 2011 wurde eine 67-jährige Frau nach einem Suizid tot in ihrer Wohnung in Turin gefunden. Sie kombinierte Mirtazapin, Escitalopram und Valproinsäure. Bei Letzterem handelt es sich um ein sogenanntes Antikonvulsivum, ein Mittel zur Reduktion epileptischer Anfälle. Es wirkt ebenfalls dämpfend, allerdings nicht über das serotonerge System.
Letztlich war nur Mirtazapin in einer sehr hohen Dosierung nachweisbar. Die Ärzte gingen davon aus, dass diese besondere Kombination den tödlichen Ausschlag gab (5).
Wie gefährlich ist eine Überdosierung bei anderen Antidepressiva?
Im Gegensa4tz zu den jüngeren stimmungsaufhellenden Substanzen sind vor allen Dingen trizyklische Antidepressiva vergleichsweise toxisch. Sie waren mit die ersten Substanzen, die bei depressiven Erkrankungen eingesetzt wurden. Tatsächlich sind sie nach Schmerzmitteln die zweithäufigste Ursache für tödliche Vergiftungen in Deutschland (6).
Trizyklische Antidepressiva sind bei Überdosierung oft tödlich
Trizyklische Antidepressiva wirken deutlich weniger spezifisch als neuere selektive Wiederaufnahmehemmer oder MAO-Hemmer. Dadurch ist ihre Wirkungsweise zwar breiter gefächert, wodurch bei der Therapie ein vielfältiges Spektrum an Patienten abgedeckt werden kann, doch sind auch die Nebenwirkung und die Toxizität deutlich höher.
Medikamente gegen Depressionen müssen sicher sein
Beides waren wichtige Gründe für die Weiterentwicklung der stimmungsaufhellenden Medikamente.
Es macht wenig Sinn, Patienten, die aufgrund ihrer Krankheit mit Suizidgedanken zu kämpfen haben, Medikamente als Therapie einzusetzen, die sie für diesen Schritt verwenden könnten. Da ist die Frage der Sicherheit der Behandlung beinahe genauso wichtig, wie die der Wirksamkeit.
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Das Projekt hat nichts direkt mit mir zu tun. Aber ich helfe hier gerne bei der „Vermittlung“.
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Während meiner persönlichen Leidenszeit, als ich noch selbst unter Depressionen und Angststörungen gelitten hatte, probierte ich viele pflanzliche Mittel aus, um von meinen Antidepressiva loszukommen. Ob Lasea (Lavendelöl), Johanniskraut, Baldrian oder homöopathische Mittel wie Neurexan – ich hatte schon alles probiert, bis ich schließlich auf CBD-Öl gestoßen bin, was bei mir letztlich den Durchbruch gebracht hatte.
Meinen Bericht, wie ich auf CBD gestoßen bin und wie es bei mir wirkte, kannst Du hier nachlesen.
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Falls du Selbstmordgedanken hast und akut Hilfe brauchst: Anlaufstellen wie die Telefonseelsorge (0800 – 111 0 111 oder 0800 – 111 0 222) sind rund um die Uhr für dich erreichbar.
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