Antidepressiva führen zu Gewichtsabnahme/Gewichtsreduktion, während andere die Gewichtszunahme begünstigen. Gibt es auch Antidepressiva, welche schlank machen?
Antidepressiva führen zu Gewichtsabnahme/Gewichtsreduktion, während andere die Gewichtszunahme begünstigen. Die Art der Antidepressiva spielt dabei eine Rolle: Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) und Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI) können unterschiedliche Effekte auf das Gewicht haben. Gibt es auch Antidepressiva, welche schlank machen?
Antidepressiva und das Körpergewicht – ein leidiges Thema. Einige – wie ich – nehmen durch die langfristige Einnahme von Antidepressiva zu, einige wenige nehmen ab.
Ein Grund für mich, einen Artikel über dieses Thema zu schreiben, um zu beleuchten:
warum bereits Depressionen ohne die Einnahme von Antidepressiva zu Gewichtsveränderungen führen,
warum auch die besten Antidepressiva bei vielen Patienten auf lange Sicht “fett” machen – sprich zur Gewichtszunahme führen,
warum einige Antidepressiva aber auch bei der Gewichtsabnahme bzw. Gewichtsreduktion helfen können
und welche Antidepressiva sich am ehesten zum Abnehmen eignen.
Über mich
Hallo,
mein Name ist Andreas und ich bin 44 Jahre alt. Ich litt jahrelang unter einer Angststörung mit Panikattacken, Depressionen und Zwangsverhalten.
Falls Du mehr über mich erfahren möchtest und was mir persönlich am meisten geholfen hat, kannst Du das hier nachlesen.
Depressionen und Gewichtsveränderungen
Die meisten depressiven Personen oder allgemeiner Menschen mit psychischen Störungen neigen zu Gewichtsveränderungen, v.a. zu Gewichtszuname – durch Antidepressiva aber auch ohne. Das wird deutlich, wenn man sich die Extremfälle mal anschaut:
Sogenannte Frustesser schaufeln alles in sich hinein, wenn Sie unter Stress stehen oder Frust erleiden. Wer kennt nicht selbst einen Betroffenen, der nach einem Todesfall eines Nahestehenden oder nach einer schmerzhaften Trennung vom geliebten Partner plötzlich massiv an Übergewicht zugelegt hatte?
Im Gegensatz dazu gibt es aber auch solche Patienten, die bei Stress kaum noch essen und dadurch regelrecht abzumagern scheinen. Ich selbst kenne eine gute Freundin, die in einer stressigen Phase im Beruf drastisch an Gewicht verloren hat und nach einem halben Jahr kaum noch zu erkennen war.
Ganz dramatisch ist es bei Patienten, die unter Essstörungen wie Bulimie oder Magersucht leiden – eigene Krankheitsbilder, hinter denen sich aber oftmals auch Depressionen verstecken.
Veränderungen im Appetit als Frühwarnsymptom
Fakt ist: Veränderungen im Appetit und Essverhalten sind ein sehr häufiges Symptom bei Depressionen (1) und sogar eine Frühwarnung für einen drohenden Rückfall.
Auf jeden Fall sollte man starke Veränderungen im Appetit nicht ignorieren. Es können auch andere Erkrankungen als Ursache in Frage kommen. Egal ob jetzt eine Depression oder eine andere Erkrankung dahinter steckt, eine frühzeitige angemessene Behandlung bzw. Therapie ist immer sinnvoll.
Antidepressiva und ihre Auswirkungen auf unser Gewicht
Antidepressiva sind Medikamente mit der potentiellen Wirkung, die Stimmung bei Patienten aufhellen zu können. Sie gehören wie andere Medikamente, die in der Psychiatrie zum Einsatz kommen zu den sogenannten Psychopharmaka. Bei der Betrachtung der Wirkung von Antidepressiva ist es wichtig, die Gesamtgesundheit zu berücksichtigen, da diese Medikamente nicht nur die Stimmung beeinflussen, sondern auch andere Aspekte der Gesundheit, wie den Stoffwechsel und das physische sowie mentale Wohlbefinden, betreffen können.
Zusammen mit der Psychotherapie gehört die Verordnung von Antidepressiva durch Ärzte zur standardmäßigen Behandlung von Depressionen, zumindest wenn Psychotherapie alleine nicht ausreicht oder wenn die Depressionen einen schweren Grad aufweisen.
Mittlerweile gibt es sehr viele Substanzen bzw. Produkte auf dem Markt. Je nach den Eigenschaften und dem Wirkmechanismus dieser Wirkstoffe unterteilt man die jeweiligen Antidepressiva in unterschiedliche Klassen ein:
Trizyklische Antidepressiva
Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI): zum Beispiel Fluoxetin, Sertralin
Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer (SNRI)
Die Wirkung der meisten Antidepressiva beruht darauf, dass sie in unserem Gehirn zu einer Hemmung der Aufnahme unserer Neurotransmitter führen. Dies führt zu einer Erhöhung der Verfügbarkeit dieser Neurotransmitter (v.a. Serotonin, Noradrenalin und Dopamin).
Neben der stimmungsaufhellenden Wirkung stellt sich quasi als Nebenwirkung in den meisten Fällen auch eine Veränderung des Appetits ein.
Beispiel Serotonin-Wiederaufnahmehemmer
Selektive Serotonin-Wieder-Aufnahme-Hemmer (kurz SSRI) sind Antidepressiva der neuesten Generation. Diese selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer verhindern die Wiederaufnahme des Glückshormons im synaptischen Spalt. Dadurch steigt der Serotonin-Spiegel in unserem Gehirn an. Man vermutet, dass dadurch die stimmungsaufhellende Wirkung dieser Antidepressiva-Klasse zustande kommt. Doch sicher bewiesen ist dieser Wirkmechanismus noch nicht.
SSRI kommen bei Depression, aber auch bei Angststörungen mit oder ohne Panikattacken und bei Zwangsstörungen zum Einsatz. Weitere Indikationen sind Soziale Phobie, die Posttraumatische Belastungsstörung, Bulimie (Bulimia nervosa).
Sie haben eine relativ hohe Halbwertszeit, weswegen eine einmalige Einnahme am Tag ausreichend ist.
Da sie zu Herzrhythmus-Störungen (verlängertes QT-Intervall) führen können, ist eine regelmäßige Überwachung des EKG erforderlich. Auch bestimmte Medikamente, die in der Wechselwirkung mit SSRIs zum lebensbedrohlichen Serotoninsyndrom führen können, sind bei der Einnahme von SSRIs kontraindiziert.
Einige bekannte Beispiele für SSRIs sind Citalopram, Escitalopram, Fluoxetin, Fluvoxamin, Paroxetin und Sertralin. In den ersten Monaten der Einnahme können SSRI zu einem Gewichtsverlust führen.
Lesetipp: Zunehmen durch Escitalopram
Gewichtsverlust durch Antidepressiva eher in den ersten Wochen der Einnahme
In den ersten Wochen der Einnahme sind die allgemeinen Nebenwirkungen von Antidepressiva am stärksten. Unser Körper kennt den neuen Wirkstoff, der täglich eingenommen wird, noch gar nicht und reagiert entsprechend sensibel.
Tagesmüdigkeit und Erschöpfung sind dabei fast immer vorhanden. Da ist es auch nicht verwunderlich, dass der Appetit sehr gering ist. Bestimmt kennst Du das Gefühl, wenn Du dich aufgrund eines Infekts müde und schlapp fühlst. Meist hat man dabei auch keinen Hunger. So ähnlich fühlt sich das an.
Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass in den ersten Wochen bei der Einnahme von Antidepressiva Gewichtsabnahme dominiert. Auch indem Antidepressiva bei Schlafstörungen helfen, leisten sie einen Beitrag zu einem verminderten Appetit.
Doch mit der Zeit, während sich der Körper an den Wirkstoff gewöhnt, werden die Nebenwirkungen weniger und auch der Appetit kommt langsam wieder.
Langfristige Gewichtszunahme
Wenn die Stimmung steigt und die Nebenwirkungen nachlassen, kommen in den allermeisten Fällen auch der Appetit und das Hungergefühl zurück. Patienten, die schon vorher oder spätestens während dem Einschleichen der Antidepressiva Gewicht verloren haben, sind dann möglicherweise froh darüber, endlich wieder Gewicht zulegen zu können.
Andere Patienten, die womöglich froh gewesen sind, nebenbei – quasi als Ausgleich zu den ganzen Nebenwirkungen – ein paar Kilo verloren zu haben, werden die Sache nicht ganz so optimistisch sehen: die verlorenen Kilos kommen oft schneller zurück, als einem lieb ist.
Manchmal – das kenne ich von mir – tritt durch die stimmungsaufhellende Wirkung der Antidepressiva auch eine gewisse Sorglosigkeit ein, was das eigene Körpergewicht betrifft. Man ist einfach froh, dass das Essen wieder schmeckt und lässt sich – dank Antidepressiva – auch nicht mehr so leicht stressen, wenn die Nadel der Waage wieder nach oben geht.
Doch nicht immer ist die gesteigerte Nahrungsaufnahme – dank übermäßigem Appetit – die Ursache fürs Zunehmen. Einige Antidepressiva beeinflussen auch den Stoffwechsel.
Veränderter Stoffwechsel
Mirtazapin ist ein sehr gutes Beispiel für ein Antidepressivum, welches bei Patienten regelmäßig zu Gewichtsproblemen in Form von Übergewicht führt.
Dabei spiele nicht nur die verstärkte Lust am Essen eine Rolle, sondern laut einer Studie eben auch Veränderungen am Fettstoffwechsel (2). Auch wenn die Forschung hierzu noch nicht abgeschlossen ist, geht man heutzutage davon aus, dass durch die Einnahme von Mirtazapin und anderen Antidepressiva tatsächlich mehr Fett bei gleicher Kalorienaufnahme eingelagert wird.
Was ich jedem mal raten würde, auszuprobieren
Ein persönlicher TippIch habe sehr gute Erfahrungen mit CBD-Öl gemacht. Es entspannt und beruhigt mich und hat mir sogar dabei geholfen, von meinen Antidepressiva loszukommen. Ich habe hierzu auch einen eigenen Erfahrungsbericht geschrieben, den Du hier nachlesen kannst.
Andreas
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Meine Empfehlung: LEAN
metabolic stabilizer / weight management
Dieses Produkt ist zwar kein Wundermittel. Aber es hat mir doch dabei geholfen, meine 15 kg, die ich während der Einnahme von Mirtazapin zunahm, wieder Schritt für Schritt zu verlieren.
Es kann Dir dabei helfen, den Blutzuckerspiegel zu stabilisieren und so Heißhungerattacken verringern.
Antidepressiva absetzen: Gewichtsabnahme als Motivation gefährlich
Viele Patienten haben irgendwann die Nase voll. Grund ist die immer weiter steigende Gewichtszunahme durch Antidepressiva. Es scheint kein Ende zu nehmen, seit der Patient diese Antidepressiva einnimmt. Das verlockt viele Patienten dazu, die Antidepressiva absetzen zu wollen. Es ist jedoch entscheidend, solche Entscheidungen immer in Absprache mit einem Gesundheitsfachmann zu treffen, um potenziell schwerwiegende Konsequenzen zu vermeiden und die spezifischen Bedürfnisse jedes Einzelnen zu berücksichtigen.
Doch purzeln nach dem Absetzen automatisch wieder die Pfunde?
Nicht voreilig handeln
Zuerst einmal möchte ich davor warnen, voreilig und eigenständig die Antidepressiva abzusetzen. Denn dieser Schuss kann auch nach hinten losgehen, insbesondere wenn man beim Absetzen zu schnell vorgeht, wie es leider die Regel ist.
Vor dem Absetzen sollte die Depression ausgeheilt sein: es sollte einem für einige Zeit lang wieder so richtig gut gehen. Dann und erst dann solltest Du nach Absprache mit deinem Psychiater daran gehen, die Antidepressiva langsam abzusetzen.
Umstellung statt Absetzen?
Bist Du diesbezüglich noch nicht so weit, kommt alternativ auch eine Umstellung der Antidepressiva in Frage. Lass Dich am besten von Deinem Arzt beraten, ob eine Umstellung Sinn machen könnte. Denn wie unterschiedliche Antidepressiva wirken, ist teilweise sehr individuell, auch wenn ihre Wirkweise chemisch betrachtet recht ähnlich ist.
Eine weitere Möglichkeit, die Gewichtszunahme abzubremsen, ist eine ganz klassische.
Ernährungsgewohnheiten auf den Prüfstand nehmen
Vielleicht ist es jetzt auch mal an der Zeit zu schauen, wie deine Ernährungsweise momentan aussieht. Eine Depression ist eine ernste Erkrankungen, die viele Konsequenzen auf unseren kompletten Alltag und Lebensweise hat.
Leicht passiert es dann, dass sich ungesunde Gewohnheiten einschleichen, die auch schnell zur Gewohnheit werden.
Deswegen prüfe vielleicht nochmals die Basics:
- Welche Lebensmittel nimmst Du zu Dir?
- Wie oft und wie viel isst Du? Hast Du viele Zwischensnacks, isst Du viele Süßigkeiten?
- Zu welchen Zeiten isst Du? Ein ausreichend großes Fastenfenster über Nacht ist empfehlenswert.
- Wie sieht es mit Bewegung im Alltag oder gar Sport aus? Ein Schrittzähler könnte motivierend wirken.
Gibt es bestimmte Antidepressiva, die sich besonders gut für die Gewichtsabnahme eignen?
Ja, die gibt es tatsächlich. Man muss aber dazu sagen, dass die Wirkung bzw. Nebenwirkung bei Antidepressiva immer sehr individuell ausfällt.
Dennoch, die folgenden drei Antidepressiva scheinen – nach Berichten und Erfahrungen von Patienten – am besten die Gewichtsabnahme zu unterstützen (3):
3 Antidepressiva: Gewichtsreduktion als Nebeneffekt
Bupropion (Aplenzin, Forfivo, Wellbutrin): zu diesem Wirkstoff gibt es die meisten Studien (4), die eine Wirksamkeit bezüglich Gewichtsreduktion unterstützen
Fluoxetin (Prozac): dieser Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer führt bei einem Teil der Patienten zu Gewichtsverlust
Duloxetin (Cymbalta): die Ergebnisse sind teils unterschiedlich, doch ein Teil der Patienten berichtet auch hier über gute Erfahrungen.
Generell ist es so, dass SSRIs zumindest in den ersten Monaten zu Gewichtsverlust führt. Nach 6 Monate kehrt sich diese Wirkung offensichtlich jedoch ins Gegenteil um und die Gefahr, durch SSRIs zuzunehmen, steigt wieder an. Antidepressiva werden oft off label für verschiedene Indikationen wie Schmerz, Schlaf, Angst, Ess- und Somatisierungsstörungen verschrieben.
Lesetipp: 5 weitere Antidepressiva ohne Gewichtszunahme
Fazit: Keine Wundermittel zum Abnehmen
Antidepressiva führen tendenziell eher zur Gewichtszunahme – sei es durch verstärkten Appetit oder durch Veränderungen im (Fett-)Stoffwechsel. Sie sind also nicht zu Unrecht als Dickmacher verschrien. Doch sie können auch hilfreich sein
Bei Patienten, die aufgrund ihrer Depression zu Fressattacken und Heißhungergefühlen neigen, können Antidepressiva aber auch dabei helfen, diese ungesunden Gelüste in den Griff zu bekommen und eine gesündere Ernährungsweise zu etablieren. In diesem Falle helfen Antidepressiva tatsächlich beim Abnehmen.
Und dann gibt es noch einige wenige Antidepressiva, denen eine Wirksamkeit bezüglich Gewichtsverlust nachgesagt wird. Das vielversprechendste Antidepressivum diesbezüglich ist Bupropion. Zu diesem Wirkstoff gibt es die meisten Studien.
Bei allem Fokus auf die Antidepressiva und deren Wirkung sollten wir den Blick auf eine gesunde Lebensweise mit genügend Bewegung und natürlich gesunder Ernährungsweise nicht vergessen.
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Doku von Arte zum Thema Medikamentensucht
Die Dokumentarfilmerin Liz Wieskerstrauch dreht eine Reportage über Menschen mit Medikamentensucht. Sie sucht noch nach Betroffenen, die sie zwei Tage in ihrem Leben begleiten kann.
Falls du also von deinen Benzodiazepinen (oder auch anderen Psychopharmaka) nicht mehr loskommst, obwohl dein eigentliches Problem gar nicht mehr da zu sein scheint, und du Interesse hast, dass sie dich zwei Tage begleitet, dann kannst du dich bei ihr unter liz@wieskerstrauch.com melden.
Das Projekt hat nichts direkt mit mir zu tun. Aber ich helfe hier gerne bei der „Vermittlung“.
CBD: eine Alternative
Während meiner persönlichen Leidenszeit, als ich noch selbst unter Depressionen und Angststörungen gelitten hatte, probierte ich viele pflanzliche Mittel aus, um von meinen Antidepressiva loszukommen. Ob Lasea (Lavendelöl), Johanniskraut, Baldrian oder homöopathische Mittel wie Neurexan – ich hatte schon alles probiert, bis ich schließlich auf CBD-Öl gestoßen bin, was bei mir letztlich den Durchbruch gebracht hatte.
Meinen Bericht, wie ich auf CBD gestoßen bin und wie es bei mir wirkte, kannst Du hier nachlesen.
Schnelle Hilfe?
Falls du Selbstmordgedanken hast und akut Hilfe brauchst: Anlaufstellen wie die Telefonseelsorge (0800 – 111 0 111 oder 0800 – 111 0 222) sind rund um die Uhr für dich erreichbar.
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